Bochum. Tausende Besucher säumten beim Maiabendfest die Straßen in Harpen und der Innenstadt. Der Junggesellenhauptmann musste auf sein Pferd verzichten.

  • „Sehr zufrieden“ zeigen sich die Bochumer Maischützen mit der 629. Auflage des Brauchtumsfestes
  • Tausende Besucher säumten beim Festumzug die Straßen in Harpen und in der Innenstadt
  • Blasen lief sich der Junggesellenhauptmann: Die Polizei hatte sein Pferd aus dem Verkehr gezogen

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen hatte die Polizei für das 629. Maiabendfest angekündigt. Dass die auch vor Vierbeinern nicht haltmachen, musste Dominik Braun schweißnass und mit Blasen an den Hacken erfahren. Einmalig in der Geschichte des ältesten Bochumer Brauchtumsfestes: Der Junggesellenhauptmann musste den Weg nach Harpen und zurück in Reiterstiefeln zu Fuß bewältigen. Sein Pferd wurde von der Polizei als Risiko-Ross eingestuft.

„Ich dachte, ich hör’ nicht richtig“, schildert der 28-Jährige. Am Samstagmorgen wollte er mit der Maiabendgesellschaft wie gewohnt hoch zu Ross gen Harpen ziehen, um die Mai-Eiche einzuholen. Piko, treuer PS-Partner des Hauptmanns in den vergangenen Jahren, war erkrankt. Stattdessen thronte Braun auf einem Ersatzpferd. Nicht lange.

Polizei zieht Stute aus dem Verkehr

Die Polizei zog die Stute aus dem Verkehr. „Angeblich war sie zu nervös und hätte in der Menschenmenge ausbrechen können. So ein Quatsch. Die war viel ruhiger als Piko“, zürnt Braun, dem nicht nur das Verständnis für den polizeilichen Entzug, sondern plötzlich auch das tragende Element seines großen Auftritts fehlte. Die jeweils sieben Kilometer gen Harpen und retour in die Innenstadt musste der Hauptmann, der nach vier Jahren sein Amt niederlegt, per pedes zurücklegen.

Immerhin: Die Harpener Schützenbrüder zeigten Mitgefühl mit dem gebeutelten Schwergewicht. Die Eiche war diesmal nicht ganz so tief vergraben wie zuletzt. Nur gut drei Minuten währte das launige Blitz-Buddeln. Dann – so will es die Tradition – war das Bäumchen dem Bockholt entrissen. Zusätzlicher Lohn: Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering (SPD) lud den Hauptmann und Graf Engelbert alias Marc Nopens kurzerhand zu einem Berlin-Besuch ein.

Dicht gesäumt war der Boulevard beim Umzug am Samstagnachmittag. Ärger gab’s bei Autofahrern: Die Zufahrtsstraßen in die Innenstadt waren weiträumig gesperrt.
Dicht gesäumt war der Boulevard beim Umzug am Samstagnachmittag. Ärger gab’s bei Autofahrern: Die Zufahrtsstraßen in die Innenstadt waren weiträumig gesperrt. © Ingo Otto

Innenstadt war weiträumig gesperrt

Die Zossen-Posse blieb Randepisode eines rundum gelungenen Maiabendfestes. Zwar war die Polizei so präsent wie nie zuvor. Die Marschroute während des Umzug mit über 2000 Teilnehmern über den Harpener Hellweg und die Castroper Straße war am Samstag ebenso weiträumig abgesperrt wie die Innenstadt. Container und Lieferwagen dienten als Barrikaden zum Schutz vor Terrorattacken. Die Stimmung war gleichwohl prächtig.

Nach den letzten drei trüben Jahren mit Regen und Bibbertemperaturen wurden die Maischützen und ihre Besucher endlich wieder mit festtauglichem Frühlingswetter und sogar mit Sonne pur verwöhnt. Beim Festumzug am Samstagnachmittag und beim Musikprogramm am Abend mit der stimmgewaltigen Pamela Falcon und dem famos-verblüffenden Falco-Double Alexander Kerbst waren die Straßen und der Boulevard dicht gesäumt.

Sonne pur beim Kinder- und Familientag

Beim Kinder- und Familientag mit Tanz, Musik und Spielen am Sonntag strahlten hunderte Jungen und Mädchen und ihre Eltern mit der Sonne um die Wette.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagte der Vorsitzende der Maiabendgesellschaft, Karl-Heinz Böke, am Sonntag im WAZ-Gespräch. Verständnis habe er für Kritiker, die die Sicherheitsvorkehrungen und Sperrungen für überzogen halten. „Andererseits: Was gäbe es für Vorwürfe, wenn etwas passieren würde?“

>> HAUPTMANN GING SCHON ZWEIMAL ZU FUSS

  • Einen Junggesellenhauptmann ohne Pferd hat es bislang zweimal gegeben: wegen eines Fußbruchs in den 80er Jahren (eine Kutsche half aus) und wegen der Maul- und Klauenseuche 2001.


  • „Dass der Hauptmann die Strecke in Reiterstiefeln bewältigt, ist aber einmalig“, versichert Vorsitzender Karl-Heinz Böke.