Bochum. . Beim Girls’ und Boys’ Day konnten Jungen und Mädchen einen Einblick in Bochumer Unternehmen bekommen. Viele kommen danach für Praktika wieder.

  • Bochumer Unternehmen informierten am Girls’ und Boys’ Day über ihre Ausbildungsmöglichkeiten
  • Sechs Mädchen tauschten das Klassenzimmer gegen das Firmengelände des USB
  • Die „maxQ. Schule für Physiotherapie“ nahm zum ersten Mal teil und empfing zwanzig Jungen

Tierärztin, Lehrerin oder Krankenschwester – wenn Mädchen an ihre Zukunft denken, kommt ihnen vermutlich nicht als erstes in den Sinn, bei einem Abfallunternehmen zu arbeiten. Genau das will der USB ändern: mit einer Teilnahme am „Girls’ Day“, dem bundesweiten Zukunftstag, an dem Mädchen einen Tag lang in typische „Männerberufe“ reinschnuppern. Sechs Schülerinnen hatten gestern die Möglichkeit, verschiedene Berufe des Bochumer Unternehmens kennen zu lernen. „Wir machen schon zum 11. Mal mit“, erklärte Sarina Bühmann, Sprecherin des USB. „Wir sind nämlich ein sehr männerdominiertes Feld.“

Für die Mädchen ging es auf eine Führung quer durch das Unternehmen. Von der Zentraldeponie, der Rombacher Hütte bis zur Sortier- und Verbrennungsanlage „Eko-City-Center“, wo Schichtleiter Peter Behr den Schülerinnen die Hausmüllumlade zeigte. „Hier landet alles aus der schwarzen Tonne und wird dann mit Lkw in die Verbrennungsanlage in Wuppertal gefahren“. Den Kran durften die Mädchen dann auch mal selbst bedienen.

Praktikum im Anschluss

„Das war bis jetzt am spannendsten“, sind sich die Schülerinnen einig. Gewöhnungsbedürftig war für die Teilnehmerinnen allerdings der Müllgeruch. „Ich könnte mir vorstellen, hier später zu arbeiten, das Unternehmen ist interessant“, so die 12-jährige Vanessa. „Aber dann eher im Büro, der Gestank ist nichts für mich.“ Tatsächlich konnte der „Girls’ Day“ das Interesse der ein oder anderen in den vergangenen Jahren wecken. „Viele haben sich anschließend für ein Praktikum entschieden, das ist schön“, ergänzte Bühmann.

An den Gestank der Müllberge im Hintergrund mussten sich die Mädchen bei der Führung durch den USB noch gewöhnen.
An den Gestank der Müllberge im Hintergrund mussten sich die Mädchen bei der Führung durch den USB noch gewöhnen. © Dietmar Wäsche

Auf diese Resonanz hofft auch Sarah Reinecke, Schulleiterin der „maxQ Schule für Physiotherapie“ in Wattenscheid. Sie nahm mit ihrer Schule zum ersten Mal am „Boys’ Day“, dem Pendant zum Mädchen-Zukunftstag, teil. Mit etwa 70 Prozent Frauenanteil in den Klassen freue sie sich, wenn sich mehr Männer für eine Ausbildung als Physiotherapeut entscheiden würden. „Wir versuchen, den Jungen den Beruf so praktisch wie möglich nahe zu bringen“, so Reinecke. „Ich hoffe, dass sie heute mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen.“

Pilot als Erstwunsch

Schüler aus dem zweiten Lehrjahr versuchten, den 20 Jungen den Beruf des Physiotherapeuten etwas schmackhafter zu machen. „Es ist eine gute Wahl, sich für den Beruf zu entscheiden, weil er nicht ausstirbt und es ein tolles Gefühl ist, den Menschen zu helfen und ihnen die Schmerzen zu nehmen“, so der 23-jährige Pascal Kubiak. Mit einem Referat brachte er den Jungen den Aufbau und die Funktionen der Wirbelsäule näher. Neben Anatomieunterricht gehörten auch Bewegungsübungen zum Zukunftstag.

Schüler Leonard
Schüler Leonard © Dietmar Wäsche

Ob die Schüler noch einmal wiederkommen werden? Um diese Frage zu beantworten, haben sie noch genügend Zeit. Nur wenige wissen, was sie später einmal machen möchten. „Ich möchte Pilot oder Oberarzt werden“ sagte der 13-jährige Ali-Mert. „Aber Physiotherapeut steht seit heute an dritter Stelle.“