Bochum. . Schüler des Alice-Salomon-Kollegs erreichen das Abi und gleichzeitig ein berufliches Standbein. Auch VfL-Spieler nutzen dieses Angebot.
- Am Alice-Salomon-Berufskolleg können Schüler Abitur mit beruflichen Qualifikationen kombinieren
- Bildungsgänge reizen mit Chancen auf Arbeitsmarkt und Zugang zu Universitäten
- Berufskolleg ist Kooperationspartner des VfL Bochum. Bekanntester Ex-Schüler ist Leon Goretzka
Nicht immer ist das Abitur der richtige Weg, um den passenden Beruf zu ergreifen. Gerade für Schüler, die sich nicht sicher sind, ob sie eine Ausbildung oder ein Studium anstreben, bieten Berufskollegs attraktive Angebote. Im Alice-Salomon-Berufskolleg erreichen pro Jahr durchschnittlich 60 Schüler die Allgemeine Hochschulreife.
Chantal Döll und Bianca Michalczik haben gerade die Abiturklausur in Erziehungswissenschaften hinter sich. Silas Bentlage und Sebastian Kraushaar mussten sich Prüfungsfragen aus dem Bereich Sport stellen. Die zwei jungen Frauen machen Abitur und gleichzeitig eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin. Dazu fehlt ihnen dann nur noch das Anerkennungsjahr im pädagogischen Beruf. Die Sportler streben, neben dem Abitur, ein Zertifikat zum Freizeitsportleiter an und manche den Übungsleiterschein C. Das ist keine konkrete Ausbildung, kann aber Weichen stellen.
Berufskolleg ist durchlässig für Quereinsteiger
„Wir wollten schnell durchkommen, da bot sich dieser Bildungsgang mit Abitur an“, schildert Bianca Michalczik. Mit ihrer Freundin wechselte sie von der gegenüberliegenden Annette-von-Droste-Hülshoff-Realschule auf das Berufskolleg. Für beide steht fest, dass der Einstieg in den Beruf nach dem Abschluss an erster Stelle steht. Später aber sei ein Studium nicht ausgeschlossen, sagen die angehenden Erzieherinnen.
Das Besondere am Abitur hier ist, dass es ein berufliches Profil hat, diverse Praktika sind inbegriffen. Die Prüfungen sind für das Berufliche Gymnasium konzipiert, aber am Ende ist es die normale Allgemeine Hochschulreife, mit der die Universitäten offenstehen. „Der Vorteil ist ganz sicher die Doppelqualifikation, aber auch vor allem die Durchlässigkeit des Systems. Zu uns können Menschen sogar mit Hauptschulabschluss oder gar keinem Abschluss kommen und bis zum Abitur gehen“, erläutert Thomas Seidel, Bereichsleiter des Beruflichen Gymnasiums. Im nächsten Jahr soll neben den Bereichen Erziehung und Sport auch der Bereich Gesundheit mit dem Abitur kombiniert werden können.
Handballer will später studieren
Silas Bentlage hat im Laufe des Bildungsgangs Abitur mit Freizeitsportleiter festgestellt, dass seine Erfolge in der A-Jugend der Handballbundesliga nicht zwangsläufig seine berufliche Zukunft prägen: „Ich bewerbe mich gerade für eine Ausbildung als Mechatroniker und später würde ich gerne Bioingenieurwesen studieren.“
Das Alice-Salomon-Berufskolleg ist auch Kooperationspartner des VfL Bochum. Fußballspieler absolvieren dort nicht selten ihre Abschlüsse. Beispiel: Leon Goretzka, der aktuell bei Schalke 04 spielt.
Vier weitere Kollegs in Bochum bieten das Voll-Abi an
In Bochum gibt es neben dem Alice-Salomon-Berufskolleg mit der Technischen Beruflichen schule 1 (TBS1), dem Louis-Baare-Berufskolleg, dem Walter-Gropius-Berufskolleg und dem Klaus-Steilmann-Berufskolleg vier weitere Kollegs. Dazu kommt das Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskolleg.
Nur am Steilmann-Kolleg können die Schüler kein „Voll-Abi“ machen. Das Kolleg bietet das Fachabitur an. Derzeit machen es 120 Schüler.
Am Walter-Gropius-Kolleg sind derzeit 40 Schüler dabei, die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. An der TBS1 sind es 100, am Louis-Baare-Kolleg 35, am Schoenewald-Weiterbildungskolleg 31.