Bochum. Der Bochumer Stadtwald wird immer größer. Mehr als 20 Arten wachsen auf mittlerweile fast 1000 Hektar Fläche. Es ist ein reiner Erholungswald.
- Vor gut 50 Jahren hatte der städtische Wald noch 330 Hektar Fläche, heute sind es fast 1000 Hektar
- Mehr als 20 verschiedene Baumarten wachsen in den 120 Einzelgebieten, vor allem Buchen und Eichen
- Der Stadtwald ist ein reiner Erholungswald, außerdem dient er dem Klimaschutz
Bochums mithin größter Schatz ist der Stadtwald. Ein Refugium der Stille, des Friedens, ein kleines Stück Freiheit mitten in der engen lauten Großstadt. Mittlerweile fast 1000 Hektar verbreiten sich über das Stadtgebiet – dreimal so viel wie noch vor 50 Jahren. Derjenige, der den Wald wohl am besten kennt, Stadtförster Lothar Kühnen, sagt: „Es ist toll, dass sich eine finanzschwache Stadt so etwas leistet. Das ist hoch anerkennenswert. Ich muss nicht ins Sauerland fahren, ich habe es vor der Haustür.“
Bedeutung des Waldes ins Bewusstsein bringen
Heute ist der „Tag des Baumes“. Er soll die Bedeutung des Waldes ins Bewusstsein bringen. Seine wirtschaftliche Bedeutung ist so klein wie ein Sämling, die 120 einzelnen Waldstücke sind viel zu klein für eine Bewirtschaftung. Der Bochumer Wald ist vielmehr ein reiner Erholungswald, für jedermann frei zugänglich. Dabei ist er naturbelassen und relativ urwüchsig. „Selbst wenn die Krone abgebrochen ist, lassen wir die alten Bäume stehen, wir sprechen dann von stehendem Totholz“, sagt Kühnen.
Totholz, auch liegendes, ist Lebensraum für Käfer, Vögel, Erdkröten, Salamander, Molche. Industrielle Monokultur wie teilweise der Nadelwald im Sauerland gibt es hier nirgends. Stattdessen herrscht Vielfalt. Kühnen mag „dieses Spannungsfeld zwischen alten und jungen Bäumen mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen“ so sehr. „Das ist das Schöne.“
„Baum des Jahres“ 2017 ist die Fichte. „Der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft“, sagt Kühnen. Fichtenholz ist Hauptbauholz. Aber im Bochumer Wald gibt es nur 1,5 Prozent Nadelbäume. Die Herrschaft haben hier die bis zu 180 Jahre alten Buchen mit 28 Prozent, die Eiche folgt mit 17 Prozent. Daneben wachsen Ahorn, Esche, Linde, Kirsche, Erle, Weide, Birke, Eberesche. Mehr als 20 Laubbaumarten.
Das Weitmarer Holz ragt mit 100 Hektar heraus
Das größte Waldgebiet ist das Weitmarer Holz, fast 100 Hektar. Wegen der Größe entfaltet sich dort am besten ein natürliches Waldbild. „Größere Flächen haben mehr Charme“, sagt Kühnen. Aber täglich von Tausenden Menschen genutzt, von Spaziergängern und Hundehaltern, von Joggern und Radfahrern, werden auch das Rauendahl, die Ruhrhänge, die Bömmerdelle, der Laerholzwald, das Hörsterholz, das Berghofer Holz. Und natürlich das Naturschutzgebiet rund um die Berger Mühle und das Zillertal. Ein ganz besonders urwüchsiger Wald, aber vom Dauerkrach der A 43 schwer verschattet.
15 Forstmitarbeiter halten alles in Schuss. Eine Herausforderung sei dies „angesichts eingeschränkter Haushaltsmittel und Personalabbau“, sagt Kühnen. Die Mitarbeiter kümmern sich um die Waldpflege, die Sicherung von Straßen und die Beseitigung von Müll. Nicht gesichert sind aber Wege, Pfade und erst recht der völlig spurlose Waldbestand. Dort gilt: „Auf eigene Gefahr.“ Auch das macht den Reiz eines Waldes aus.
>>> Stadtwald dient auch dem Klimaschutz
Außer der Erholung der Bürger dient der Wald dem Klimaschutz. Die Bäume schützen wie ein Filter gegen Rauch, Gase, Staub, Lärm, Erosion. Und sie sind Wasserschutz, der Boden ist als riesiger Wasserspeicher enorm wichtig.
Neben den fast 1000 Hektar Stadtwald gibt es in Bochum rund 300 Hektar Privatwaldund (Kalwes, Lottental) Landeswald.
Das wenige geschlagene Holz wird als Brennholzverwendet oder an Holzhändler verkauft. Holz vom Sturmtief „Ela“ (2014) ging später nach Fernost. Die Verkaufserlöse gleichen aber nicht ansatzweise die Pflegekosten aus.