Bochum. . Menschen auf Jobsuche haben oft Schwierigkeiten, sich selbst gut zu präsentieren. Bewerbungsprofi Stefan Gerth kennt die Probleme und gibt Tipps.
- Viele Menschen haben Probleme damit, sich in einer Bewerbung gut darzustellen
- Manchmal hilft es, sich klarzumachen, wer der Adressat ist und was man ihm über sich mitteilen will
- Hobbys müssen in einer Bewerbung kein Tabu sein – wenn sie für die Stelle von Bedeutung sind
Ein Vormittag im April, in einer beschaulichen Ehrenfelder Wohngegend. Hier sitzen in einem Eckhaus auf mehreren Stockwerken junge Menschen hinter alten Holztüren und schreiben Bewerbungen. In Vollzeit. Nicht für sich, sondern für andere. Für den frisch gebackenen Uni-Absolventen ebenso wie für den angehenden Azubi oder den berufserfahrenen Angestellten.
„Die Bewerbungsschreiber“ bieten ihre Dienste für alle Branchen, alle Altersgruppen, alle Positionen an. Auf Deutsch und auf Englisch. Denn die Kundschaft ist international.
Viele Fehler führen zur Absage
Stefan Gerth hat das Unternehmen mitgegründet. Die Idee dazu hatte sich ihm förmlich aufgedrängt: Denn als es gegen Ende des Studiums im Kommilitonenkreis um die eigenen Bewerbungen ging, merkte er: Irgendwie wusste keiner so recht Bescheid.
Heute ist Gerth Bewerbungs-Profi. Seine Mitarbeiter sollen ihre Kunden im bestmöglichen Licht darstellen – „aber wir lügen nicht für sie.“ Stattdessen will man den Jobsuchenden über ein weit verbreitetes Dilemma hinweghelfen: „Die meisten Menschen haben Probleme, über sich selbst zu schreiben – zu uns kommen sogar Personaler, die 30 Jahre lang Bewerbungen gesichtet haben.“
Auf Qualität statt Quantität fokussieren
Bewerbern empfiehlt Stefan Gerth zunächst, die gängige Strategie zu ändern und sich auf Qualität statt Quantität zu fokussieren, will heißen: lieber fünf Jobs heraussuchen, auf die man wirklich Lust hat, als so viele Arbeitgeber wie möglich anzuschreiben, in der Hoffnung, dass es schon irgendwo klappen wird. Wenn es dann ans Schreiben geht, sollte man sich der „Signale, die man aussendet“ bewusst sein, rät der Experte – Flecken, Knicke und Rechtschreibfehler führen in der Regel direkt auf den Stapel mit den Absagen.
Ein Pauschalrezept für das richtige Anschreiben könne er zwar nicht nennen, so Gerth, doch einige wichtige Aspekte, die jeder in seinem Anschreiben aufgreifen solle: die eigene Motivation, bezogen auf die konkrete Stelle und das konkrete Unternehmen, sowie die fachliche und die persönliche Eignung. Je kreativer die Branche, desto mehr dürfe man bei der Bewerbung wagen; das Anschreiben könne so durchaus mal zur Arbeitsprobe werden.
Hobbys müssen kein Tabu sein
Grundsätzlich sei bei einer Bewerbung eigentlich nur ein bisschen „gesunder Menschenverstand“ vonnöten, um schon einiges richtig zu machen: Wer wird das lesen? Was sagt das über mich aus? Welche Wirkung will ich erzielen?
Diese Fragen darf man sich auch dann stellen, wenn es um Hobbys im Lebenlauf geht. Während mancher Ratgeber strikt dagegen argumentiert, liefert Gerth lieber ein Beispiel: Eine junge Frau hatte sich als Texterin bei ihm beworben. Die Unterlagen waren gut, man lud sie ein. Im Gespräch stellte sich heraus: Die Bewerberin hatte bereits ein Buch veröffentlicht. In ihrer Bewerbung hatte sie das verschwiegen, es war schließlich „nur“ ein Hobby. „In diesem Fall aber hätte sie damit natürlich direkt punkten und ihre Chance auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch noch steigern können“, sagt Gerth. Die Stelle bekam sie am Ende trotzdem – und wägt heute sicher genau ab, wann die Hobbys ihrer Kunden erwähnenswert sind.
Was Bewerber sonst noch beachten sollten
Der Lebenslauf sollte antichronologisch aufgebaut sein: Aktuelles steht am Anfang, ältere Daten tauchen erst weiter hinten auf.
Das Anschreiben ist nicht dazu da, den Lebenslauf noch einmal nachzuerzählen.
Floskeln und Wiederholungen machen sich nie gut.