Bochum. . An Feiertagen sind viele Menschen auf die Apotheken-Notdienste angewiesen. Eltern mit kranken Kindern sind dabei die häufigsten Kunden.

  • An Ostern suchen im Durchschnitt 100 bis 150 Patienten pro Tag in einer Notdienst-Apotheke Hilfe
  • Apothekerin Sandra Potthast schildert, dass der Dienst ein wichtiger Teil der Gemeinwohlverpflichtung ist
  • Niedergelassene Apotheken fürchten den Handel der ausländischen Versandapotheken

Der Notdienst gehört für Sandra Potthast als Apothekerin unweigerlich dazu. „Wir haben eine Gemeinwohlverpflichtung, den Leuten zu helfen — auch an Feiertagen“, sagt die 44-Jährige. Sie geht zur Verkaufstheke der Höke’s Apotheke in Stiepel, um eine Mutter mit ihrer Tochter in Empfang zu nehmen. Eine eitrige Mandelentzündung macht dem Mädchen zu schaffen.

„Ich hatte nur eine Flasche des Antibiotikums da, das auf dem Rezept stand. Die restlichen zwei schicken wir morgen mit dem Boten, damit die Mutter nicht noch einmal los muss“, schildert Potthast. Eltern mit ihren kranken Kindern sind die häufigsten Nutzer des Apotheken-Notdienstes. Senioren machen sich vor allem nachts so gut wie nie auf den Weg. „Die haben eine andere Mentalität und warten eher bis zum nächsten Tag“, sagt die Apothekerin.

Bei Regen weniger Heuschnupfen

Wie ein Notdienst an Feiertagen verläuft, das können die Apotheker nicht voraussehen und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Gibt es eine Norovirus-Epidemie oder eine Grippewelle? Wie ist das Wetter? „Der Regen spült die Pollen weg, dann haben weniger Leute Last mit Heuschnupfen oder auch Insektenstichen.“ An machen Tagen läuten nur drei Leute die Notdienstglocke, durchschnittlich allerdings suchen 100 bis 150 Personen dort Hilfe.

Grund zur Sorge geben den Apothekern derzeit die ausländischen Versandapotheken, denen es seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2016 erlaubt ist, verschreibungspflichtige Medikamente günstiger zu verkaufen, obwohl es in Deutschland eine Preisbindung gibt.

Viele Apotheker versehen den Dienst selbst

„Das ist hier im Ballungsgebiet noch weniger ein Problem, aber schon im Sauerland kommen die Apotheken in Schwierigkeiten. Dann wird es so sein, dass man für einen Notdienst weiter fahren muss“, schildert Potthast. Ein lukratives Geschäft sei der Notdienst ohnehin schon nicht. Deshalb machten viele Apotheker den Dienst selbst, sagt sie.

In der Nacht ist auch Sandra Potthast alleine und kann sich in einem Aufenthaltsraum hinlegen. „Vor zwölf, ein Uhr macht das überhaupt keinen Sinn“, sagt sie. Die Notdienstglocke an ihrem Bett klingelt aber auch des Nachts einige Male. „Dass ich durchgeschlafen habe, ist noch nie passiert, dass ich gar nicht geschlafen habe hingegen schon.“

Gefragt sind Schmerzmittel, aber auch Babywindeln

Fehlt der Schlaf, kann der Folgetag anstrengend werden. Denn Sandra Potthast bleibt von Ostermontag um 9 Uhr bis Dienstag um 18.30 Uhr im Geschäft. Die Anliegen der Menschen reichen von Schmerzmitteln bis hin zu Babywindeln. Es gibt aber auch Leute, die rufen aus Langeweile oder Einsamkeit an. Ärgerlich sind jene, die sich nachts aus Flachs ankündigen und dann nicht auftauchen.

Einen großen Vorrat an Medikamenten halten die Apotheker vor, ansonsten telefonieren sie, um eine Lösung zu finden. Als Grundsatz gilt hier: Keiner geht, dem nicht geholfen wurde. Im Internethandel gibt es solche Regeln kaum.