Bochum. . Seit sagenhaften 20 Jahren ist die schräge Komödie „Offene Zweierbeziehung“ein Hit. Die nächsten Vorstellungen am Mittwoch und Donnerstag.
- Seit der Premiere im März 1997 gab es über 200 Vorstellungen.
- Schreiend komischer Schlagabtausch der beiden Vampire findet bis heute viele Fans
- Kemper und Molitor sind mit ihren Rollen älter geworden, großen Spaß macht’s immer noch
Das Dumme im Theater: Nichts ist für die Ewigkeit bestimmt. Nach ein paar Vorstellungen wandert die Aufführung vom Spielplan und ward nicht mehr gesehen.
Doch es gibt ein super seltenes Gegenbeispiel: Die „Offene Zweierbeziehung“ am Prinz-Regent-Theater trotzt hartnäckig der Zeit. Jetzt feiern Herbert und Anton, die schwulen Blutsauger, ihre Porzellanhochzeit. Seit sagenhaften 20 Jahren liefern sich Thomas Kemper und Martin Molitor auf der Bühne einen schreiend komischen Schlagabtausch – und das soll natürlich gefeiert werden: stilecht mit einer Vampirparty.
An die Premiere am 7. März 1997 erinnern sich wohl nur Hartgesottene, doch seither wird das Stück gespielt ohne Ende. „Über 200 Vorstellungen waren das bestimmt“, schätzt Thomas Kemper.
Statt um ein Ehepaar geht’s um zwei Vampire
Der außergewöhnliche Erfolg liegt gewiss an dem ungewöhnlichen Zugriff, den Regisseurin Sibylle Broll-Pape wählte. Denn das Beziehungsdrama von Dario Fo (1982) erzählt eigentlich von der Krise eines Ehepaares und kam schon vor 20 Jahren mächtig angestaubt daher. Erst in Broll-Papes Deutung wurde daraus ein Vampir-Knaller. „All das Politische und die 68er-Thematik, die in dem Text stecken, habe ich radikal gestrichen“, erzählt Broll-Pape, die heute Intendantin am Theater in Bamberg ist. Stattdessen sollten Jux und Spaß die Bühne bevölkern – und dies möglichst hemmungslos.
„Unser vorheriges Stück war kein großer Erfolg, da musste ein Hit her“, erinnert sich Kemper schmunzelnd. Doch ob eine Beziehungskiste mit zwei Vampiren funktioniert? Während Broll-Pape und Kemper für die Idee brannten, stand Martin Molitor als Dritter im Bunde der Sache skeptisch gegenüber. „Ich war immer der große Bedenkenträger unter uns, weil ich dachte: Dieses Stück mit zwei Tunten, wie soll das gehen?“
Särge aus Blech bis heute unverändert
Für die Proben, die wie am Prinz-Regent-Theater üblich in Dahlhausen stattfanden, wurden zwei Särge aus Blech besorgt, die bis heute unverändert geblieben sind. Für Broll-Pape war klar: „Als ich diese Blechdinger gesehen habe, da wusste ich: Das spielen wir ewig.“
Während die Inszenierung auch den Leitungswechsel am Prinz-Regent-Theater überstanden hat und längst unter Kultverdacht steht, sind Kemper und Molitor mit ihren Rollen gereift. Den Spaß daran haben sie indes nie verloren. „Wir freuen uns auf jede Vorstellung wie Bolle“, sagt Kemper.
Schrecksekunde beim „Russischen Roulette“
Damals, mit 37 Jahren, ist er die Strickleiter zwar noch einfacher hinauf gekommen als heute. Auch Molitors irgendwann völlig verschlissenes Kostüm brauchte mal eine Generalüberholung. Den Jux geschmälert hat das nie. „Manchmal liege ich in diesem Sarg und denke: Was für ein Quatsch und Blödsinn, herrlich.“
Nur einmal wurde aus dem Spaß plötzlich Ernst: Beim „Russischen Roulette“, das Herbert und Anton in einer Szene austragen, steckte eine Platzpatrone in der falschen Kammer – und platzte in Molitors Mund. „Das war ein unvorstellbarer Knall“, erinnert er sich. „Ich weiß noch, wie mich Thomas kreidebleich anschaute.“
Doch wie es sich für zwei lebende Untote gehört: Sie haben auch diese Panne gemeistert und heiter weiter gespielt. „Wenn es nach uns geht, dann gehen wir mit diesem Stück in Rente“, meint Kemper.
Mittwoch und Donnerstag, 12. und 13. April, jeweils 19.30 Uhr. Karten (16, erm. 8 Euro): 0234 / 77 11 17. Mit Vampirparty am Donnerstag!
Das machen die beiden Schauspieler heute
Thomas Kemper (57) lebt in Dortmund und arbeitet als Schauspieler u.a. in Aachen. Mit Regisseur Rolf Dennemann entwickelt er gerade ein Stück in der Dortmunder Nordstadt. Er erhielt mehrere Theaterpreise u.a. beim Festival „Theaterzwang“. Am Prinz-Regent-Theater ist er zudem in „Sommerfest“ zu sehen.
Martin Molitor (50) lebt in Berlin und spielt u.a. in Erfurt und Heilbronn. Von 2012 bis 2015 war er Ensemblemitglied am Theater Hildesheim. Er übersetzte Stücke u.a. von Martin McDonagh aus dem Englischen. Im Ensemble des Theaters Poetenpack in Potsdam spielt er in „Nathan der Weise“.