Bochum. . Zehntausende Patienten strömen in die Ambulanzen, obwohl der Ärztliche Notdienst zuständig wäre. Nun gehen die Mediziner erneut in die Offensive.
- Die Verwirrung bei vielen Patienten um die ärztlichen Notdienste hält weiter an
- Noch immer platzen die Ambulanzen der Krankenhäuser aus allen Nähten
- Der Ärztliche Notdienst mit eigener Praxis im St.-Josef-Hospital bleibt zurück
Zehntausende Patienten in Bochum suchen die Ambulanzen der Krankenhäuser auf, obwohl sie eigentlich in der Notfallpraxis im St.-Josef-Hospital behandelt werden müssten. „Die Unwissenheit über die Regelung der Notdienste ist noch immer groß“, beobachtet Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes.
Eigentlich ist es einfach. Bei Erkrankungen oder Unfällen, die lebensbedrohlich erscheinen, heißt es rund um die Uhr: Die nächstgelegene Notfallaufnahme aufsuchen oder die 112 wählen. Der Rettungsdienst ist schnell vor Ort. Geht es nicht um Leben oder Tod, ist außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten bis 22 Uhr der Hausärztliche Notdienst zuständig. Genauer: „immer dann, wenn es sich um eine Erkrankung handelt, mit der man normalerweise einen niedergelassenen Arzt aufsuchen würde, die Behandlung aber nicht bis zum nächsten Tag warten kann“, erklärt Dr. Eckhard Krampe, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Lange Wartezeiten sind die Folge
Die unterhält seit 2011 im Josef-Hospital eine Notfallpraxis. Rund 22 000 Patienten werden dort pro Jahr betreut. Es müssten deutlich mehr sein. Denn an die Vorgaben, so besagen es bundesweite Zahlen, hält sich nur jeder dritte Patient. Heißt: Zwei von drei Kranken steuern fälschlicherweise die Notfallaufnahmen der Kliniken an. Die ächzen zunehmend unter der Belastung, vor allem an Wochenenden. Ist halt einfacher. 200 000 ambulante Behandlungen leisten die Bochumer Kliniken jährlich. Entsprechend lang sind die Wartezeiten. Bis zu zwei, drei und mehr Stunden müssen Patienten mit weniger dramatischen Beschwerden ausharren. In der Notfallpraxis würde es fixer gehen. Und wer’s nicht zur Gudrunstraße schafft, kann den Besuchsdienst der niedergelassenen Ärzte nutzen.
Die Arbeitsteilung funktioniert
„Wir wissen, dass es für viele Menschen nicht einfach ist zu unterscheiden, welcher Notdienst jeweils der richtige ist“, betont Dr. Hanefeld. Für Patienten indes, die mit einer Erkältung, einem Wespenstich oder Rückenschmerzen die Klinik-Ambulanz aufsuchen, fehlen ihm und seinen Kollegen das Verständnis. Das könne nur als Bequemlichkeit verbucht werden. Motto: Die werden mir schon helfen. „Aber genau das ist auch in der Notfallpraxis gewährleistet“, bekräftigt Dr. Krampe. Unter den Medizinern funktioniere die Arbeitsteilung bereits bestens.
Die Notfallpraxis ist täglich ab 18 Uhr (mittwochs 13 Uhr) bis 22 Uhr geöffnet. Über die Rufnummer 116 117 kann auch der HNO- und Augen-Notdienst erfragt werden, den die Fachärzte in ihren Praxen vorhalten. Bis 21 Uhr ist die Kindernotdienstpraxis in der Kinderklinik an der Alexandrinenstraße erreichbar. Hier werden 5000 Behandlungen pro Quartal gezählt.