Ein hässlicher Streit zwischen zwei Bekannten im Internetportal SchülerVz ist am Donnerstag vor der 3. Strafkammer des Bochumer Landgerichts gelandet.

Auf dem Höhepunkt der Schlammschlacht hatte ein 19-jähriger Lehrling aus Wattenscheid seinen Gegner (16) und mehrere seiner Begleiter mit einem Auto um- und angefahren und „teilweise durch die Luft geschleudert”, wie es in der Anklage heißt. Die Bilanz: Sieben Verletzte, darunter eine Schwerverletzte. Eine 16-jährige Schülerin musste nach einem Beinbruch notoperiert werden.

Niveaulose und abstoßende Verhöhnungen

Die beiden Jungs hatten über SchülerVZ eine bittere Fehde ausgetragen. Der Grund war nichtig. Um sich über den anderen lustig zu machen, hatte der 19-Jährige den anderen wegen einer kleinen körperlichen Besonderheit verhöhnt und ein Spottfoto dazu ins Netz gestellt. Es folgten gegenseitige Beschimpfungen. Der Richter las sie einzeln vor. Ton und Wortwahl dieser Texte sind derart niveaulos und abstoßend, dass das allein durch Spätpubertät und Übermut nicht erklärt werden kann.

"Du wirst eh den Kürzeren ziehen"

Einmal soll der 19-Jährige gedroht haben: "„Ey, Jung... pass auf, wenn du nachts durch die Straßen ziehst Vielleicht kommt dann ein rotes Auto und überfährt dich... Du wirst eh den Kürzeren ziehen.”

Am 13. Februar 2009 gegen 18 Uhr verabredeten sich die beiden zu einer Aussprache auf einer Straße in Wattenscheid. Der 19-Jährige kam aber nicht. Wenige Momente später traf der 16-Jährige, mit rund zehn jungen Leuten im Schlepptau, in der Nähe dann aber doch noch auf den 19-Jährigen. Er fuhr gerade in seinem - roten - Pkw daher. Als er die Gruppe auf der Fahrbahn sah, hielt er kurz an - und drehte dann durch. „Er ist mit Vollgas losgefahren”, sagte die später Schwerverletzte im Zeugenstand - mitten durch die Menschenmenge.

"Ich hatte solche Panik und Angst"

Der Angeklagte will sich damals bedroht gefühlt haben: „Ich habe solche Panik und Angst gehabt. Ich wollte einfach aus der Situation raus. Ich dachte, die verhauen mich jetzt, die holen mich da raus. Ich habe mir gar nichts dabei gedacht, was passieren kann. Ich bin einfach losgefahren.”

Die 16-jährige Schülerin: „Ich hatte einen doppelten Schienbeinbruch und wurde notoperiert.” Nägel kamen zur Sabilisierung ins Bein. Wochenlang musste sie zur Krankengymnastik. „Anfang nächsten Jahres werde ich wahrscheinlich nochmal operiert.” Sie kannte den Fahrer gar nicht. Sie war damals nur mit ihrem Freund mitgegangen. Die anderen Opfer erlitten Prellungen und Schürfwunden.

Nach der Flucht fuhr der jetzt Angeklagte auf einen Friedhof. Dort habe er, wie er im Prozess sagte, gegrübelt: „Was habe ich gerade gemacht? Ich habe Leute verletzt.” Damals stellte er sich selbst der Polizei.

Er sei "ein Außenseiter", sagte er einmal den Richtern. Und: "Ich habe immer versucht, selbst eine Lösung zu finden." - Angeklagt ist er wegen Bedrohung, gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Ein Urteil soll am 17. August fallen.