Forschungsinstitute und Stadt Bochum schließen Kooperationsvertrag, um durch Bündelung der Kräfte den Aufstieg der Geothermie als Energie der Zukunft zu beschleunigen. Marktführung in Europa angepeilt

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Die Bemühungen, Erdwärme (Geothermie) als Energie der Zukunft durch Bau von Kraftwerken stärker zur Anwendung zu bringen, hat die Stadt Bochum nicht kalt gelassen: Am Mittwoch unterzeichnete Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz einen Kooperationsvertrag mit Repräsentanten verschiedener Forschungsinstitute. Deren Ziel ist hoch gesteckt: Sie wollen europäischer Marktführer werden.

"Geothermie-Campus Bochum" heißt das gemeinsame Netzwerk, das schon jetzt eine Menge bietet: All die Forschungen etwa, die sich damit beschäftigen, wie man Erdwärme als wetterunabhängige Energiequelle nutzbar macht - durch oberflächennahe oder tiefe Bohrungen.

An der Ruhr-Universität etwa wurde das Erdwärme-Projekt "Prometheus" von Professor Fritz Rummel entwickelt, samt Bohrungen in die Tiefe auf dem benachbarten Kalwes. Der heute 70jährige kam 1977 aus den USA nach Bochum - heute gilt er der Fachwelt als "Geothermie-Papst". Im Frühjahr, kündigte er gestern im Rathaus an, wird ein kleines Kraftwerk im Elsass in Betrieb genommen, das jährlich Erdwärme aus 5000 m Tiefe in 1,5 Megawatt Strom umsetzt.

Auch in Bochum könnte man das machen. Aber dafür braucht es einen großen Wärmeabnehmer. Die Ruhr-Uni und die Hochschule Ruhr (früher Fachhochschule) etwa oder Opel könnten das sein, sagt Rummel. Zwei Tiefenbohrungen würden ausreichen, vier Kilometer nach unten, wo es 130 Grad heiß ist. Aber die Hochschulen beziehen ihre Energie noch vom RWE-Kraftwerk. Und die Hoffnung, dass Wirtschaftsministerin Christa Thoben sich für ein Erdwärme-Kraftwerk in Bochum stark macht, sei laut Rummel etwas abgekühlt.

Doch weil so viel Fachwissen in Bochum da ist, hat die Stadt Bochum nach Abstimmung mit den Kommunen in der Metropole Ruhr die Federführung im Bereich Geothermie übernommen.

Im Geothermie-Zentrum engagieren sich bereits zwanzig Unternehmen, darunter Hochtief. Hier kennt man den Markt. Im Bereich der oberflächennahen Wärmeversorgung seien in Deutschland bereits 60 000 Wärmepumpen eingerichtet. Die Zahl schnelle weiter nach oben. In fünf Jahren könne man auf zwei Mio Einheiten kommen - für 20 Milliarden Euro. Auch die Tiefenbohrer bleiben am Ball. Rummel etwa gründete eine eigene Fima mit zehn Mitarbeitern, um die Forschungsleistungen weiter anzuwenden.

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