Bochum. Nach dem Tod ihrer Mutter übt die Tochter Kritik am Bergmannsheil und fordert die Übernahme der Bestattungskosten. Die Klinik sieht keine Fehler.

  • Eine Familie trauert um ihre 73-jährige Mutter und zweifache Großmutter
  • Sie war 2016 mit einem Herzinfarkt im Bergmannsheil behandelt worden
  • Die Tochter macht einen Keim mitverantwortlich; die Klinik widerspricht

„Mama wird nicht wieder lebendig. Aber man muss die Lehren aus den Missständen ziehen.“ Ilka Kannberg trauert. Bis heute hat die 53-Jährige den Tod ihrer Mutter nicht verwunden. Ina Meißner starb im September 2016 im Bergmannsheil. Die Familie prangert hygienische Mängel an und weist der Uni-Klinik eine Mitschuld zu. Das Krankenhaus weist das strikt zurück und erkennt keine Fehler.

Ausgerechnet ihr Geburtstag im Juli 2016 markiert für Ilka Kannberg den Beginn der Leidensgeschichte: Ihre Mutter erlitt einen Herzinfarkt. Drei Wochen wurde die 73-Jährige im Bergmannsheil behandelt – dort, wo ihr Monate zuvor ein Herzschrittmacher eingesetzt worden war. „Wir dachten, dass sie dort gut aufgehoben wäre. Doch danach ging es nur noch bergab“, schildert die Tochter im Gespräch mit der WAZ.

Venenkanüle zu spät entfernt?

Ende August musste die Rentnerin mit einem Gichtanfall erneut ins Bergmannsheil. „Ihr wurden so starke Tabletten gegeben, dass ihre Nieren zeitweise versagten. Dabei waren die Werte vorher gut“, so Ilka Kannberg, die der Klinik medizinisches Fehlverhalten vorwirft. Was für sie im Rückblick besonders schwer wiegt: „Eine Venenkanüle wurde erst am nächsten Tag entfernt, da angeblich kein Pflegepersonal dafür Zeit hatte. So konnten die Bakterien ihr Werk tun...“

Am 2. September wurde Ilka Kannberg entlassen: „krank und extrem geschwächt“, wie ihre Tochter sagt. Daheim verschlechterte sich der Zustand nochmals rapide. Zurück ins Bergmannsheil. Hier verstarb die zweifache Großmutter am 4. September.

Klinik soll Bestattungskosten zahlen

„Wir waren erschüttert – erst recht, als uns ein Arzt am Sterbebett mitteilte, dass Mutter sich offenbar mit einem Krankenhauskeim infiziert hatte“, sagt Ilka Kannberg. Auf Verlangen der Familie wurde der Leichnam im Ruhr-Uni-Institut für Pathologie obduziert. Der Bericht liegt der WAZ vor. Todesursache war danach ein erneuter Herzinfarkt. Ausdrücklich Erwähnung findet aber auch ein „septischer Schock“ durch eine „abszedierte (heißt: vereiterte) Einstichstelle Venenverweilkanüle“ am rechten Unterarm. Ilka Kannberg ist sicher: „Die Infektion, die fahrlässig herbeigeführt wurde, hat mit zum Tod meiner Mutter geführt.“

Die Klinik sieht „kein medizinisches Fehlverhalten, das ursächlich verantwortlich für den Tod der Patientin war“. „Wir haben uns nochmals intensiv mit dem Krankheitsverlauf auseinandergesetzt. Ein Behandlungsfehler (...) kann ausgeschlossen werden“, so ein Sprecher. Das Krankenhaus weise deshalb die Forderung der Familie zurück, die Bestattungskosten für die Beisetzung zu tragen. Die Klinik drückt zwar ihre Anteilnahme aus. „Dem Wunsch nach einer Kostenübernahme können wir allerdings nicht nachkommen.“

>>> Kliniken kämpfen gegen Keime

Der Kampf gegen Keime steht in allen Kliniken ganz oben auf der Agenda. Es gibt ein eigenes Netzwerk, ein Screening bei Neuaufnahmen, Hygienebeauftragte, Richtlinien und Schulungen.

  • „Das Netzwerk ist auf dem richtigen Weg“, lobt das Gesundheitsamt. Aktuell führten alle Bochumer Krankenhäuser ein Siegel für besonderes Engagement gegen MRSA und andere Keime.