Bochum. . Hoffnung für den vom Abriss bedrohten „Kult-Kiosk“ in Altenbochum. Ein Umzug auf dem Freigrafendamm erscheint möglich. Doch sicher ist nichts.
- Für den „Kult-Kiosk“ am Freigrafendamm in Altenbochum gibt es neue Hoffnung
- Das Wohnungsunternehmen VBW stellt ein benachbartes Ladenlokal in Aussicht
- Doch sicher ist nichts – und am Freitag endet für die Pächter die Kündigungsfrist
Neue Hoffnung für den Altenbochumer „Kult-Kiosk“: Für die Trinkhalle ist als Ausweichquartier ein leerstehendes Ladenlokal unweit des jetzigen Standorts in Sicht. Sicher sei aber noch nichts, betonen die Pächter ebenso wie die Wohnungsgesellschaft VBW.
Seit 65 Jahren ist die Bude auf dem Freigrafendamm ein starkes, wichtiges Stück Altenbochum. Unweit des Zentralfriedhofs versorgt sie Kunden nicht nur mit Kaffee, Kippen, Klümpchen und der WAZ. Gerade die Alteingesessenen nutzen den Besuch auch für manches Quätschchen. „Der Kiosk“, sagt Stammkundin Bruni Rapp (66), „ist für uns ‘ne echte Institution.“
Vertrag läuft am Freitag aus
Damit soll Schluss sein. Am Freitag läuft der Vertrag zwischen den Eigentümern – einer Erbengemeinschaft – und den Kiosk-Betreibern Regina und Dirk Boretzki aus. Das Grundstück ist an den Bochumer Bauträger Markus-Bau verkauft worden, der auf der 4000 Quadratmeter großen Fläche am Freigrafendamm/Ecke Liebfrauenstraße ein Neubaugebiet mit 40 bis 50 Eigentumswohnungen errichten will. Anfang 2018 soll Baubeginn sein.
Der Kiosk muss weg. Daran lässt Markus-Bau trotz der Rückendeckung durch SPD und CDU keinen Zweifel. „Während der 18-monatigen Bauzeit könnte die Trinkhalle keinesfalls in Betrieb sein. Allein deshalb muss ein neuer Standort her. Wir würden das begrüßen“, so Geschäftsführer Karsten Koch.
Wohnungsbauunternehmen bremst Euphorie
Tatsächlich erscheint ein Umzug möglich. Das Wohnungsbauunternehmen VBW hat die Boretzkis auf ein leerstehendes, 110 Quadratmeter großes Ladenlokal aufmerksam gemacht: auf dem Freigrafendamm/Stockyweg, rund 150 Meter vom jetzigen Standort entfernt. Dabei sind es weniger die Geschäftsräume, sondern ein dazugehöriger Anbau, der für einen Kiosk infrage käme. „Das wäre ein super Lösung: für uns wie für unsere Kunden“, sagt Regina Boretzki.
Doch die VBW als Besitzer der Immobilie bremst die Euphorie: „Wir suchen einen gemeinsamen Mieter für das Ladenlokal und den Anbau. Nur wenn ein Interessent ausschließlich das Lokal will, würden wir den Anbau als Trinkhalle nutzen“, betont VBW-Sachgebietsleiter Marco Biewald auf Anfrage. Aktuell gebe es weder für die eine noch für die andere Lösung konkrete Anfragen.
Klage gegen Kündigung läuft
Derweil denkt man im „Kult-Kiosk“ nicht ans Aufgeben. „Wir haben einen Anwalt eingeschaltet, der gegen die Kündigung zum 31. März geklagt hat. Unsere Kunden müssen keine Angst haben. Wir schließen nicht. Stattdessen wollen wir Zeit gewinnen und bis zum Jahresende hier bleiben“, bekräftigt Regina Boretzki. Realistisch ist die Kauffrau gleichwohl. „Wir schlagen uns tapfer. Aber wir werden unseren Kiosk an dieser Stelle wohl oder übel aufgeben müssen. Alles andere wäre utopisch.“
>>> 1900 Unterschriften gesammelt
- 1900 Unterschriften hat der „Kult-Kiosk“ in den vergangenen knapp zwei Monaten gesammelt: von Kunden und Unterstützern, die sich für den Erhalt der Trinkhalle und damit der Revier-Kultur aussprechen.
„Wir haben die Listen ans Rathaus übergeben – in der Hoffnung, dass man uns dort hilft“, sagt Regina Boretzki.