Bochum. . Seit fast vier Jahrzehnten steht die Glocke vor dem Bochumer Rathaus. 1867 war sie die Attraktion auf der Pariser Weltausstellung.
Die Glocke am Rathaus kennt jeder Bochumer. Das Riesen-Teil, einst gegossen vom Bochumer Verein, erinnert an die große Stahl-Tradition unserer Stadt, auf die man vor langer Zeit schon stolz war: Am Samstag, 1. April, jährt sich zum 150. Mal die Eröffnung der Pariser Weltausstellung. Eine der Attraktionen dort war 1867 die von Jacob Mayer gegossene Glocke, die seit fast vier Jahrzehnten vor dem Rathaus steht.
Nachdem die Gussstahlfabrik Mayer & Kühne, Vorläufer des Bochumer Vereins, 1852 erstmals ihre Glocken auf der Düsseldorfer Gewerbeausstellung präsentiert hatte, wurde dieser Produktionszweig rasch zum Aushängeschild des jungen Unternehmens.
Herstellung komplexer Formen wurde möglich
Die Erfindung des Bochumer Formgusses bedeutete für die Stahlindustrie einen technischen Sprung. Sie ermöglichte die Herstellung komplexer Formen und Strukturen, etwa Zahnräder, die mit den bis dahin üblichen Verfahren Schmieden, Drehen oder Fräsen unerreichbar geblieben waren.
Die Technologie ermöglichte auch den Guss von stählernen Glocken, die billiger – und vor allem günstiger – waren als solche aus Bronze. Bis zur Einstellung der Produktion 1970 verließen das Bochumer Werk 38 000 Gussstahl-Glocken, darunter 18 000 Kirchen- und 20 000 Signalglocken.
Eine der größten Glocke, die je produziert wurde
Die Glocke am Rathaus ist heute eines der ältesten erhaltenen und mit 15 Tonnen Gewicht und einem Umfang von gut drei Metern zugleich größten Exemplare, die je produziert wurden. Früher stand sie an der Essener Straße vor dem Walzwerk Höntrop, in den 1970er Jahren musste sie der Straßenerweiterung weichen. Die Krupp AG schenkte das gute Stück der Stadt, die sie im August 1979 in der Innenstadt aufstellen ließ. „Wo treffen wir uns?“ „Anne Glocke!“ ist seither eine stehende Bochumer Redewendung.