Ost. . „Vermitteln – das kann ich“, sagt Annette Düe aus Werne. Sie mischt sich in Nachbarschaftsstreitereien ein, damit es nicht vor Gericht geht.

Die WAZ als Entscheidungshilfe: In der Zeitung las Annette Düe darüber, dass die Stadt eine Schiedsperson für Langendreer, Laer und Werne sucht. „Ich hatte schon länger damit geliebäugelt, ein Ehrenamt zu übernehmen, wusste aber nie so recht, welches“, sagt die Frau mit dem feuerroten Haar. „Als ich die Meldung sah, wusste ich sofort: Das ist es.“

Nun, ein paar Monate später, ist Annette Düe auch offiziell als Schiedsfrau vereidigt. Zuvor hatte sich die 58-Jährige in der Bezirksvertretung Ost vorgestellt, die ihr Okay geben musste. Und jetzt kann es losgehen. Annett Düe ist selbst gespannt, was auf sie zukommt. Doch sie fühlt sich gewappnet. „Vermitteln – das kann ich“, sagt sie über sich selbst. „Das rechtliche Grundwissen muss ich mir aneignen.“ Auch mithilfe des Rechtsamtes, das den Schiedspersonen regelmäßig Lehrgänge mit Richtern vermittelt.

Um eben jene Richter zu entlasten, gibt es Schiedspersonen wie Annette Düe – in Bochum sind es aktuell 15. „Ich werde es überwiegend mit Nachbarschaftsstreitigkeiten zu tun bekommen“, weiß sie. „Um zu schlichten, damit die Angelegenheit nicht vor Gericht ausgefochten werden muss. Denn das ist teuer.“ Vielen sei gar nicht bewusst, was ein gerichtlicher Rechtsstreit bedeutet, glaubt Annette Düe: „Emotional wie finanziell. Und es gibt am Ende immer einen Verlierer und einen Gewinner.“

Bewerbungen fürs Schiedsamt jederzeit möglich

Welche Schiedsperson in einem Fall zuständig ist, ist abhängig vom Wohnort der Gegenpartei. Über Namen und Anschrift der zuständigen Schiedsperson kann das Amtsgericht, der Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen, Prümerstraße 2, jede Polizeidienststelle und das Rechtsamt (Tel. 0234/ 910 20 11) Auskunft erteilen.

Zurzeit sucht die eine Schiedsperson für Wattenscheid. Unabhängig von einer konkreten freien Stelle können sich Interessierte aber jederzeit beim Rechtsamt (Tel. s.o./rechtsamt@bochum.de) bewerben, da es durchaus sein kann, dass Schiedsamtsbezirke durch Umzug, Amtsniederlegungen oder ähnliches frei werden und dann wiederbesetzt werden müssen.

Annette Düe will gerne helfen, dass zwischen den zerstrittenen Parteien Ruhe einkehrt und beide Seiten ihr Gesicht wahren können. „Meist steckt ja etwas ganz anderes dahinter; nicht der Zaun, der drei Zentimeter zu weit auf dem Nachbarschaftsgrundstück steht, sondern vielleicht ein Kränkung, die noch weiter zurückliegt“, will Annette Düe der Sache auch psychologisch auf den Grund gehen.

Sie ist vom Fach, als gelernte Erzieherin eine erfahrene Pädagogin. Viele Jahre arbeitete Annette Düe als Heimleiterin, u.a. im Kinderheim Overdyck. Über Altenbochum und Harpen kam sie vor zwölf Jahren nach Werne, wo sie zwischenzeitlich als kaufmännische Mitarbeiterin im früheren Kaufhaus Bente arbeitete.

An ihre Fälle kommt Annette Düe durch das Rechtsamt. „Ich lade die Parteien dann zu einem Schichtungsgespräch ein. Sie sind verpflichtet, zu erscheinen“, erklärt sie das Prozedere. Das Treffen findet auf neutralem Boden statt. „Die Stadt stellt mir öffentliche Räume zur Verfügung“, weiß Düe. „Da mache ich es uns dann mit Tischdecke und Blümchen gemütlich.“ Annette Düe kann aber auch ungemütlich werden: „Ich mag das deutliche Wort und mache meinen Mund auf, wenn ich es für angemessen halte.“ Für eine Schiedsperson sicher nicht verkehrt.