Bochum. Im Bochumer Theater Unten feierte „Der König ohne Reich“ Premiere. Die Darsteller sind Patienten und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie.
Theater an der Schnittstelle von Kunst und Heilung: Bereits im achten Jahr stehen Patienten und Mitarbeiter der LWL-Klinik für Psychiatrie unter der Leitung der Theatertherapeutin Sandra Anklam auf der Bühne im Schauspielhaus. Im Theater Unten hatte als aktuelles Zeugnis der ungewöhnlichen Zusammenarbeit am 22. März Marcel Cremers „Der König ohne Reich“ Premiere.
Mit einem Lied auf den Lippen
Die Krone ist ihm geblieben. Ohne ließe sich sicherlich vorübergehend regieren, nicht aber ohne Bett, Schlafzimmer, Thron, ohne Schloss, Bedienstete und Volk, so ganz ohne Königreich also. Genau das aber ist weg. Doch der Wind steht gut, und so macht sich der König auf die Suche nach seinen Besitztümern. Mit einem Lied auf den Lippen fällt vieles leichter, nur, dass ihm ein solches auch plötzlich fehlt. Es gilt also, nicht nur den Hofstaat wiederzufinden...
In den Dialog mit anderen treten
„Selbst wenn man alles verliert, muss man sich auf den Weg machen und die menschliche Wärme bei den anderen suchen. Wenn man mit ihnen in Dialog tritt, merkt man, dass man nicht alleine ist, dass andere in derselben Lage sind und dass man zusammen in Sicherheit ist“, so hat es der Autor einmal formuliert. Eine Herausforderung, schon im täglichen Leben. Eine umso größere Herausforderung, wenn der Verlust die eigene Identität, das Menschsein an sich betrifft – wie es bei psychischen Erkrankungen oft vorkommt.
Sandra Anklams Inszenierung nimmt diese Zusammenhänge sorgfältig, behutsam, immer aber auch mit Sinn für die Bühnenwirkung des Spiels in den Blick. Dass in ihrer Inszenierung „ganz normale Menschen“ -- und eben keine Schauspieler – auf die Bühne treten, macht die Aufführung in besonderem Maße authentisch.
Info & Termine
Die nächsten Vorstellungen: 24.,28. 3., 23., 24.4., 8.5.(in der Evangelischen Fachhochschule), 12., 13.5. (im LWL-Universitätsklinikum für Psychiatrie). Termine & Info 0234/3333-5555
>> Das sagen die WAZ-Theaterscouts
Nicole Wenk: „Ich verfolge die Theaterprojekte von Sandra Anklam schon seit Jahren mit großem Interesse. Die diesjährige Inszenierung klappt sich für mich wie ein Pop-Up-Bilderbuch auf. Vom ersten Augenblick an darf der Zuschauer in eine Welt eintauchen, die wie „Alice im Wunderland“ mit dem Spannungsfeld Realität/Identität spielt. Die Darsteller brillieren, jeder auf seine Weise, mit Präsenz und großer Spielfreude. Es macht einfach Spaß zuzuschauen! Ich lege diese Theaterarbeit jedem ans Herz, denn sie verdient viele Zuschauer und viel Applaus.“
Edgar Zimmermann: „Zwölf unterschiedliche Typen, in ihrer Mitte ein talentierter und origineller König: Teils von Musik- und Gesangseinlagen unterstützt dreht sich bei ihnen alles um – ja, um was eigentlich? Alle sehnen sich nach einer Leitfigur, der König ist nichts ohne seine „Untertanen“, man braucht sich, man sehnt sich, man unterstützt und bekämpft sich gleichzeitig. Im Hintergrund verdeutlicht ein Schattenspiel die Aussage mit anderen Stilmitteln. Die wirklich ausdrucksstarken LaiendarstellerInnen machen das Ganze sehenswert!“