Bochum. Um den Verkehr besser zu kontrollieren, sperrt die Ruhr-Universität die Zufahrt zu drei Gebäuden. Gesperrt ist der Weg aber nicht für alle.
- An der Ruhr-Uni wird die Südstraße unterhalb der G-Gebäude komplett zu Frauenparkplätzen gemacht
- Davon betroffen ist die einzige Zufahrtsstraße zu den G-Gebäuden.Die G-Südstraße wird für männliche Autofahrer gesperrt
- Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken ist groß. Uni-Verwaltung spricht von besserer Verkehrsregulierung
Stress an der Ruhr-Uni – und das in den Semesterferien. Die Uni-Verwaltung kündigte in der vergangenen Woche an, die Südstraße unterhalb der G-Gebäude komplett in Frauenparkplätze umzuwandeln. Davon betroffen ist die einzige Zufahrtsstraße zu den G-Gebäuden. Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken ist groß.
Parkplätze sind auf dem RUB-Campus immer schon Mangelware gewesen. Nun soll die Anordnung der Frauenparkplätze verändert werden. Die gesamte G-Südstraße wird zum Frauenparkplatz und somit für männliche Autofahrer gesperrt.
Im Gegenzug werden weiter entfernt liegende Frauenparkplätze freigegeben. In dieser Woche wird am Anfang der G-Südstraße eine Schranke installiert, die bei überfülltem Parkplatz nicht mehr öffnet. Für Studenten, die in die G-Gebäude wollen, bedeutet das: Laufen – und zwar unabhängig davon, ob man einen Parkplatz ergattert hat oder nicht. Unterlagen, Wasserkästen, Materialien – der Weg wird künftig mindestens 300 Meter länger.
Männer müssen künftig weiter laufen
„Das nächste Parkhaus ist mit P-West von meiner Fakultät nicht weit entfernt. Aber mit schweren Dingen, wird das dann schon sehr umständlich“, sagt Jura-Student Jan Hendricks (22). Dem pflichtet auch Jura-Doktorand Philipp Dördelman bei: „Wenn ich davon ausgehe, dass 50 Prozent aller Studierenden Männer sind, dann haben die nun ein Problem, wenn sie direkt an die G-Gebäude wollen.“
Betroffen sind auch Sportler, die ihre Ausrüstung zum Sportplatz unterhalb des Gebäudes GA tragen müssen, sowie Väter, die ihre Kinder im Uni-eigenen Kindergarten im GA-Gebäude abgeben wollen.
Sowohl Hendricks als auch Dördelmann legen Wert darauf, nicht grundsätzlich gegen Frauenparkplätze zu sein. Der Faktor Sicherheit dürfe nicht vernachlässigt werden. Aber die bereits bestehenden Frauenparkplätze an den G-Gebäuden seien schlecht einsehbar und spärlich beleuchtet. „Um 22 Uhr geht das Licht ganz aus“, sagt Dördelmann. Allein deswegen sei die Maßnahme schon Quatsch, meint er.
Ruhr-Uni will Schranke als Lösung
Die Ruhr-Uni äußerte sich zunächst über ihren Facebook-Auftritt und dann auf WAZ-Anfrage. Die Antworten lassen die Angelegenheit noch kurioser erscheinen. Der Grund für die Männer-Verbannung sei gar nicht der Bedarf nach mehr Frauenparkplätzen. Es gehe lediglich um die Verkehrsregulierung.
Die Entscheidung sei gefallen, weil die 250 freien Parkplätze, die es bisher noch für alle an der G-Südstraße gibt, stets zu einem Andrang von Autos geführt habe. Durch die neue Regelung solle verhindert werden, dass diese wenigen Parkplätze weiterhin von so vielen angesteuert würden.
„Dieser Feminismus ist gelebter Anti-Feminismus“
Bei diesem Argument schalten sich dann auch die Profiteurinnen selbst ein. „Das ist nicht nur unfair. Ich finde, es stellt auch uns Frauen in ein schlechtes Licht“, kommentiert Susanne Pavel die Erklärung überrascht. Und Geographie-Studentin Bianca Momo Skowron (24) fügt an: „Die RUB fördert so nur Vorurteile. Sie hat hier nicht abgewogen, was die Folgen sein könnten. Dieser Feminismus ist gelebter Anti-Feminismus.“
Dabei liegt die richtige Lösung zumindest aus Sicht vieler Studierender auf der Hand. „Warum baut man nicht eine Schranke, die sich nur öffnet, wenn Platz ist – unabhängig vom Geschlecht?“, fragt Jan Hendricks. Dann wären wohl tatsächlich das Verkehrsproblem und die Ungleichbehandlung an dieser Stelle vorbei. Fehlt dann nur noch ausreichend Licht auf den bestehenden Frauenparkplätzen.
>>Ein vorübergehende Lösung
Alle Parkflächen auf und neben der G-Südstraße an der RUB sind künftig Frauenparkplätze. Dafür wird am Übergang vom Parkhaus zur G-Südstraße eine Schranke installiert. Nach dem Umbau ist dieser Bereich nur mit einem Schlüssel für die Schranke befahrbar. WAZ-Mitarbeiter Philip Raillon hat darüber mit Jens Wylkop, Pressesprecher der Ruhr-Uni, gesprochen.
Warum werden die Parkplätze komplett für Männer gesperrt?
Jens Wylkop: Die vorübergehende Abschrankung der G-Südstraße und die vorübergehende Verlagerung von Frauenparkplätzen ist für uns die praktikabelste und am schnellsten umzusetzende Lösung, bis sich die Verkehrssituation nach den Bauarbeiten in der G-Reihe wieder mittel- bis langfristig normalisieren und entspannen wird.
Ist dies nicht eine Diskriminierung der Studenten?
Wylkop: Nein. Zum Ausgleich wird der Parkplatz an der Campus-Sporthalle freigegeben. Es geht dabei nicht um die Schaffung von Frauenparkplätzen, sondern um die Lösung eines baustellenbedingten logistischen Problems. Diese Lösung ist mit beiden Personalräten der RUB abgestimmt worden. Sie wurde im Senat und damit auch der studentischen Senatsfraktion vorgestellt, außerdem wurden auch der AStA und die Gleichstellungsbeauftragte informiert.
Warum sind diese neuen Parkplätze nötig?
Wylkop: Es sind keine neuen Parkplätze. Verrechnet mit der Kapazität des Caspo-Parkplatz kommen nur ein paar Frauenparkplätze hinzu. Deren Anteil liegt mit 540 von rund 5500 Parkplätzen auf dem Campus bei knapp 10 Prozent.