Bochum. . Bochum schneidet im Regionalvergleich der Wirtschaft in NRW nur mäßig ab. Die Wirtschaftsförderung will um mehr Mittelständler werben.
- Ein Regionalvergleich der Wirtschaft in NRW offenbart: Bochum rangiert im unteren Mittelfeld
- In vielen Kategorien steht die Stadt unter dem Landesdurchschnitt
- Mit gezielten Strategien möchte die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft gegensteuern
Die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen sind vielversprechend: das starke Plus bei den Gewerbesteuereinnahmen, die Ansiedlung mehrerer neuer Forschungsinstitute der Ruhr-Uni oder die schnelle Umwandlung des früheren Opel-Werks in ein neues Gewerbe- und Industriegebiet. Bochum punktet. Das allerdings aus einer Position, die in einem Rennen wohl am ehesten mit einem hinteren Mittelfeldplatz bezeichnet werden kann.
Das geht aus dem Regionalvergleich der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen hervor, den das statistische Landesamt IT.NRW erstellt hat. Demnach gehört Bochum zu den Kommunen und Kreisen, die bei fast allen gemessenen Faktoren unter dem Landesdurchschnitt liegen: beim Bruttoinlandsprodukt, also der Produktion aller Waren und Dienstleistungen (62 522 Euro je Erwerbstätiger; NRW: 69 402), bei den Gewerbeansiedlungen (71,1 je 10 000 Einwohner / 74,1), dem Arbeitnehmerentgelt (38 716 / 39 705), der Erwerbsquote (71,9 / 74,6) und dem verfügbaren Einkommen (19 422 je Einwohner / 21 207). Die Stadt sieht sich an der Seite von Dortmund, Herne, Gelsenkirchen, Bottrop sowie den Kreisen Wesel, Hamm und Recklinghausen. Nicht abgehängt, aber weit von der Spitze – den Rhein-Städten Düsseldorf, Köln, Bonn – entfernt.
Auf Förderung angewiesen
„Bochum ist einkommensschwach. Das hat auch damit zu tun, dass viele gut bezahlte Angestellte etwa in großen Unternehmen oder an der Universität nicht hier wohnen und nicht in unserer Stadt statistisch erfasst werden“, kommentiert Ralf Meyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEG, die Daten. Das grundsätzliche Problem der wirtschaftlichen Situation seien die geringen Gewerbesteuereinnahmen. „So sind wir bei der Herstellung von Gewerbeflächen generell auf Förderung angewiesen. Eine solche Förderung ist aber immer auf das jeweilige Förderziel ausgerichtet, einen Nachteil auszugleichen, anstatt die Ertragskraft eines Standortes grundsätzlich zu steigern.“
Landestypisch ist der weit fortgeschrittene Strukturwandel zugunsten des Dienstleistungsbereichs, der 2015 schon 72,1 Prozent der Wertschöpfung in NRW ausmachte. In Bochum ist dieser Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsmetropole noch viel ausgeprägter. Um 10,5 Prozent legte der Dienstleistungssektor zwischen 2000 und 2014 zu. Das ist hinter Leverkusen (20,2) der größte Zuwachs in NRW. Die Bruttowertschöpfung im Dienstleistungsbereich machte 2014 bereits 78,1 Prozent aus – der neuntgrößte Dienstleistungs-Anteil in NRW.
Deutlich mehr Gewerbe wurden angemeldet
Immerhin: Die Gewerbeanmeldungen seit 2000 nehmen spürbar zu (+12,4 Prozent), wenn auch nicht so ausgeprägt wie in Gelsenkirchen (+50,3) oder Duisburg (+46,5). „Die Hochschulstadt Bochum nutzt bislang ihre Potenziale nicht aus. Wir brauchen mehr Gründergeist, der an Unis und Hochschulen vermittelt wird“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik. Durch Ausgründungen aus den Hochschulen steige die Chance auf Nachhaltigkeit und die Schaffung einer stattlichen Anzahl von Arbeitsplätzen. „Und Bochum geht es dann gut, wenn die Menschen Arbeit haben und gerne hier leben.“
Das weiß auch die WEG. „Wir werden unsere Ansiedlungsstrategie auf Mittelständler konzentrieren, weil die standorttreuer sind und höhere Gewerbesteuereinnahmen möglich machen“, erklärt WEG-Geschäftsführer Meyer. „Auch wollen wir uns auf hochwertigeren Wohnungsbau konzentrieren, damit Arbeitskräfte mit hohen Einkommen auch in unserer Stadt wohnen bleiben oder hierherziehen.“