Bochum. Die H.O.F.-Galerie an der Rottstraße 5 macht sich um die Spartenkunst verdient. Ein Ort im Abseits, und doch liegt er mitten in der Stadt.

  • In der Bochumer Rottstraße 5 sind in den letzten Jahren verschiedene Kultur-Akteure heimisch geworden
  • Einer davon ist die H.O.F.-Galerie, die von einem Freundeskreis gemeinschaftlich betrieben wird
  • Neben Musik, Literatur und Tanz stehen der kulturelle Austausch und das Miteinander im Fokus

Wer die Adresse Rottstraße 5 hört, denkt in erster Linie an das Off-Theater gleichen Namens. Tatsächlich bieten die Katakomben unter der Eisenbahn noch weiteren Kulturanbietern Platz. Einer ist der Rottstraße 5 H.O.F., ein Verein, der den Anspruch an die Kunst betont.

Die Halle 5 liegt noch ein bisschen versteckter als ihre vier Nachbarinnen, ganz hinten in der Sackgasse, die entlang des hohen Bahndamms der „Glückauf“-Bahn kurz hinterm Westring von der Rottstraße abzweigt.

Plattform für viele Kunstformen

„Wir liegen mitten in der Stadt, und doch im Abseits“, sagt Christiane Conradt. Die Cellistin ist einer der Aktivposten des Vereins H.O.F., ein als Kollektiv organisierter Freundeskreis, der jenen Kunstformen eine Plattform bietet, die sonst kaum eine Chance hätten.

Spartenkunst ist es, die im H.O.F. geboten wird. Improvisierte Musik, Tanzperformances, Lesereihen (auch fremdsprachige), Lyrik-Abende, Gespräche über Kunst – die Angebotspalette ist reichhaltig. Auch die Erinnerungskultur spielt eine große Rolle, es finden jährliche Veranstaltungen zum 9. November (Pogromnacht) und zum 27. Januar (Tag der Befreiung von Auschwitz ) statt.

Auch dem Internationalen Frauentag am 8. März wird mit einer eigenen Veranstaltung Aufmerksamkeit verschafft. „Wir versuchen, neue Wege zu gehen in der Verständigung und im Austausch mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und kulturellem Hintergrund“, sagt Susanne Frenzel-Wohlgemuth, Mitglied im Veranstaltungskollektiv.

Austausch und Miteinander stehen im Mittelpunkt

Die H.O.F.-Galerie hat sich einen gewissen subkulturellen Charme bewahrt, schon beim Hereinkommen kann man die besondere Atmosphäre des Raumes spüren. Der Blick schweift über Stellwände und technisches Gerät, Malutensilien, Instrumente, Möbel, Sessel, Hocker, an der Decke hängen Scheinwerfer, ganz hinten wuchert grün eine Zimmerpflanze – eine Art kreatives Chaos herrscht hier. Im Zentrum des Raumes aber steht ein großer Tisch, er ist mehr als ein Möbelstück und steht sinnbildlich für das Ganze.

Am großen Tisch ist Platz für alle

„,Am großen Tisch’ treffen sich Lyrik und Malerei, dazu treten Wissenschaft und Technik, und auch Bereiche des täglichen Lebens bringen sich ein“, umreißt es Christiane Conradt. Heißt: gekocht, gegessen, gegärtnert – ja, Blumenkübel gibt’s auch, draußen vor der Tür – geredet und gestritten wird gemeinsam. Es geht um Austausch und Kommunikation, um das Miteinander.

Der Transfer erfolgt über die Kunst. Traditionell ist die Reihe „Ritual“ jeden Mittwoch um 20 Uhr, in der Christiane Conradt jeweils für 20 Minuten Cello-Kompositionen live vorstellt. Auch drei Performances im Jahr – Improvisation mit Stimme, Cello, Stille, Malerei – werden angeboten.

Der „Weg ins Abseits“ zur H.O.F.-Galerie lohnt also die Entdeckung. Die Katakomben der Rottstraße 5 bieten mehr als das stadtbekannte Theater.

>>Kontakt H.O.F. Rottstraße 5

Die H.O.F.-Galerie ist auch Heimat des kwr5-Kollektives, Werkstatt für Klangkunst und experimentelle Musik. Das kwr5-Kollektiv arbeitet mit Musik, die es mit Literatur, Tanz und Film szenischen wie konzertanten Performances verdichtet.

Kontakt & Info 0234/9 12 81 21 oder E-Mail chr.conradt@t-online.de