Zeit und Geduld muss mitbringen, wer es mit der Stadtverwaltung Bochum zu tun bekommt. Das gilt für eine Bürgerkonferenz zur Zukunft unserer Stadt halt ebenso wie für den schlichten Behördengang.

Zeit und Geduld muss mitbringen, wer es mit der Stadtverwaltung Bochum zu tun bekommt. Das gilt für eine Bürgerkonferenz zur Zukunft unserer Stadt halt ebenso wie für den schlichten Behördengang.

Fast 90 Minuten lang gaben Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und seine Dezernenten den 278 Teilnehmern am Samstagmorgen im Ruhrcongress Infos auf die Ohren, ehe die eigentliche Arbeit beginnen konnte. Die Idee der Bochum Strategie musste erst einmal unters Volk gebracht werden. „Ich hätte mir schon mehr Raum für freie Diskussionen und das Einbringen von Ideen gewünscht“, bewertete Uta Sanio (30) dieses Szenario.

Gruppenarbeit an 50 Tischen

An fast 50 Tischen schmiedeten anschließend in zwei Runden jeweils fünf bis acht Personen Ideen für die Zukunft Bochums. Mitarbeiter der Verwaltung moderierten, Politiker lauschten. Die Gruppen wurden per Los bestimmt.

Schon zur Mittagspause zeichnete sich ab, was altgedienten Kommunalpolitikern klar sein müsste: Die Lebensqualität in den Stadtteilen ist das A und O für die Bürger. Vermisst werden häufig schöne Plätze zum Sitzen und Verweilen und Räume für Begegnungen – für alle Generationen, aber auch für das Miteinander von Alt und Jung.

Gewünscht werden mehr Feste und Veranstaltungen in den Quartieren, mehr Grün und Sauberkeit, bessere Geh- und Radwege sowie Straßen und eine bessere Anbindung an den ÖPNV. Aber auch für das Zentrum gibt es Forderungen: eine Markthalle, schönere Plätze, kostenfreies Parken, mehr Veranstaltungen von Bochumern für Bochumer wie den Musiksommer.

In der Prioritätenliste der Bürger folgen mit Abstand die Themen schulische Bildung, chancengerechte Förderung und gute Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt. Auch die Stadt als Dienstleister ist gefragt, sowohl mit digitalen Angeboten als auch mit der Möglichkeit zum persönlichen Kontakt. Online ist nicht alles.

Wenig bis gar nichts anfangen können Bürger mit dem Marketing-Deutsch, das Teil der Bochum-Strategie ist: Hotspots, Innovationskultur, inspirierende Lernorte... Kaum eine Rolle spielten auch die Schwerpunkte im Bereich Kultur. „Wir sind halt gut aufgestellt“, sagte Dezernent Michael Townsend, „ich kann mir Triennale-Karten für 80 Euro nicht leisten“, eine Teilnehmerin.

Apropos Geld: Natürlich stellten viele Bürger ihre Wünsche angesichts der Haushaltslage der Stadt unter Vorbehalt. Kämmerer Manfred Busch indes sieht das entspannter: „Wir investieren jedes Jahr 100 Millionen Euro, wenn wir davon 50 Millionen in Projekte lenken, die sich die Bürger wünschen, können wir viel erreichen.“

Die Stadtverwaltung will die Ergebnisse der Konferenz, die rund 50 000 Euro kostete, möglichst schnell auswerten und der Politik zur Fortschreibung der Bochum-Strategie vorlegen.