Bochum. . Das Theater Thealozzi wurde vor 34 Jahren in einer alten Schule in Stahlhausen heimisch. Bis heute verbindet der Kollektiv-Gedanke die Akteure.
- Im Bochumer Theater Thealozzi wird seit 34 Jahren der Gemeinsamkeits-Gedanke gepflegt
- In über zehn Gruppen ballt sich die Kreativität von Theatermachern, Tänzern, Musikern
- Spielstätte ist das Kammertheater mit 99 Zuschauerplätzen im 1. Stock des Hauses
Dass das Thealozzi zentral erreichbar wäre, lässt sich nicht gerade sagen. Tatsächlich befindet sich das Kulturhaus weit ab vom Schuss in Stahlhausen, umzingelt von Industriehallen und Autobahnbändern.
Die exklusive Lage verdankt die Spielstätte ihrer Geschichte: Die Thealozzi-Initiative wurde vor über 30 Jahren in der Pestalozzi-Schule heimisch, letztes Relikt des alten Heusner-Viertels, das in den 1980ern für den Bau des Außenringes pulverisiert wurde.
Theater für Kinder spielt eine wichtige Rolle
Ein gewisser trotziger Appeal ist geblieben: Hier wird Kultur im Kollektiv gedacht. Und es wachsen immer neue Akteure nach. Einen Schwerpunkt bilden dabei Theaterleute, die zum Teil Stücke selbst schreiben oder mit Theaterformen experimentieren und alte Theaterformen wie Volkstheater in neue Zusammenhänge stellen; dazu kommen ehrgeizige Kinder-Theaterproduktionen. Spielstätte ist das Kammertheater (99 Plätze) im 1. Stock des alten Schulhauses.
Vollversammlung entscheidet
Koordiniert werden die unterschiedlichen Aktivitäten vom Thealozzi-Trägerverein, dem die im Haus ansässigen Gruppen angehören. Entscheidungen fallen in der Vollversammlung – gemeinsam also. Überhaupt spielt der „Wir“-Gedanke eine wesentliche Rolle. „In über 30 Jahren hat es noch kein ,Intendant’ geschafft, die ,Macht’ zu übernehmen“, sagt Vorstandsmitglied Thos Renneberg.
Und Axel Walter, Gründungsmitglied, ergänzt: „Das Thealozzi ist eine Theater par excellence. Es ist immer in Bewegung.“ Das deckt sich mit den Eindrücken des Theaters ohne Mittel/ToM, des jüngsten Thealozzi-Ablegers. „Das Haus ist eine großartige Plattform des Ausprobieren“, sagt ToM-Mitspieler Nathanael Ullmann.
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Das Thealozzi wird als freier Kulturträger von der Stadt unterstützt, auch die Schule ist in städtischem Besitz. Ein großes Problem sind die einfach verglasten, zugigen Fenster, die immense Heizkosten verursachen. Die Gruppen zahlen generell an den Trägerverein einen Mietbetrag, im Gegenzug übernimmt die Thealozzi-Büro Vermittlungs- und PR-Arbeiten. „Es ist in jedem Fall ein hohes Engagement erforderlich, und zwar von den Gruppen und vom Verein“, sagt Thos Renneberg.
Weiblicher Blick auf männlich besetzte Themen
Wer neugierig geworden ist, mache sich auf den Weg nach Stahlhausen, am Freitag (10.2.) steht schon die nächste Premiere an: Das Theater 8 Frauen zeigt „Der grüne Kakadu“. Acht Schauspielerinnen werfen in ihrer Bearbeitung des Stücks von Arthur Schnitzler einen weiblichen Blick auf männlich besetzte Themen – und schlüpfen in mehr als 20 Rollen (20 Uhr, 12/erm. 10 Euro).
Die Anreise dürfte sich auch in diesem Fall lohnen. Und so schwer ist Bochums einzigartiges Kultur-Kollektiv nun auch wieder nicht zu finden.