Bochum. „Tempo 30 – und keiner weiß es“: Anwohner in Linden beschweren sich über fehlende Hinweisschilder in ihrem Wohngebiet. Die Stadt widerspricht.

  • In 90 Prozent aller Wohn- und Erschließungsstraßen in Bochum gilt inzwischen Tempo 30
  • Dennoch werde von Autofahrern allzu häufig weiter gerast, beklagen sich Anwohner
  • Das liege auch an fehlenden Schildern, bemängeln WAZ-Leser Im Ostholz in Linden

„Hier gilt Tempo 30. Aber keiner weiß es!“ Anwohner der Straße Im Ostholz beschweren sich über unzureichende Hinweise auf die Geschwindigkeitsbeschränkung. Die Stadt entgegnet: Die Wohnstraße gehöre zu einer „Tempo-30-Zone“ – und sei daher mit einer Fahrbahnmarkierung schon bestens bedient.

Seit 28 Jahren wohnt Familie Meier (Name von der Red. geändert) Im Ostholz. „Gut, dass hier Tempo 30 eingeführt wurde. Aber es gibt nicht ein Verkehrsschild, das die Autofahrer darauf aufmerksam macht“, sagen die Lindener.

Hinweis nur am Eingang nötig

„Muss auch nicht“, erklärt Stadtsprecherin Tanja Wißing auf WAZ-Anfrage. Die Wohnstraße sei Teil der Tempo-30-Zone Am Schamberge/Am Sonnenberg südlich und östlich der Hattinger Straße und Wuppertaler Straße. „In einer solchen Zone bedarf es nur am Eingang eines Tempo-30-Schildes. Das befindet sich hier an der Einmündung Hattinger Straße/Am Schamberge. Im weiteren Wohngebiet sind keine zusätzlichen Hinweisschilder mehr vorgeschrieben. Man darf davon ausgehen, dass die Verkehrsteilnehmer so helle sind zu wissen, dass auch im weiteren Straßenverlauf Tempo 30 gilt."

Ein Unding, meint Familie Meier: „Kein Wunder, dass auf unserer Straße noch immer gerast wird.“ Bereits vor knapp zwei Jahren habe man die Stadt um Abhilfe gebeten. Tatsächlich sei es 2016 zum Ortstermin mit dem Bezirksbürgermeister und den beteiligten Behörden gekommen, bestätigt Tanja Wißing. Ergebnis: An der Einfahrt Im Ostholz wurde eine Fahrbahnmarkierung aufgebracht. Dazu sei die Stadt zwar nicht verpflichtet. Um den Anwohnern entgegenzukommen, sei gleichwohl eine 30 aufgemalt worden.

„Höchst unglückliche“ Markierung

Ruhe sei seither dennoch nicht eingekehrt, heißt es Im Ostholz. Denn: Die Markierung sei „höchst unglücklich“ auf die Fahrbahn gepinselt worden. „Sie steht zu weit seitlich, sodass sie vom am Fahrbahnrand parkenden Autos immer wieder verdeckt wird“, schildert Familie Meier. Im Rathaus sei diese Klage neu, versichert Tanja Wißing. „Bisher liegen uns keine Beschwerden in dieser Sache vor.“

Grundsätzlich wird Tempo 30 in Bochum immer häufiger eingeführt. Auf Erschließungs- und Wohnstraßen ist es längst die Regel. „Rund 90 Prozent sind inzwischen Tempo-30-Straßen oder gehören zu Tempo-30-Zonen“, berichtet Tanja Wißing. Die Erfahrungen auch der Polizei sind durchweg positiv. Die Geschwindigkeit und damit die Unfallgefahr werde deutlich gemindert.

Kritik indes gibt es regelmäßig an den fehlenden Tempo-Kontrollen. „Die wären auch hier vonnöten“, sagen die Meiers. Zunächst jedoch müsse Tempo 30 für die Autofahrer besser erkennbar sein.

>>Welche Erfahrungen haben Sie mit Tempo 30?

Tempo 30 ist grundsätzlich nur auf Erschließungs- und Wohnstraßen möglich. Nicht aber auf den größeren, so genannten Vorbehaltsstraßen, auf denen Tempo 50 oder mehr gilt.

Nur in Ausnahmefällen kommt es auch auf den viel befahrenen Pisten zu einer Tempobegrenzung. Als Beispiel nennt die Stadt die Kortumstraße zwischen Nordring und Museum.

Wohnen auch Sie auf einer Straße, auf der unbedingt Tempo 30 eingeführt werden sollte? Welche Erfahrungen machen Sie als Tempo-30-Anwohner mit der Regelung? Wird dennoch weiter gerast? Wo müssten häufiger Tempokontrollen stattfinden?

Wir sind gespannt auf Ihre Zuschriften an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum.

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