Am Klaus-Steilmann-Berufskolleg werden Lehrer für ein Konzept ausgebildet: Sie sollen durch „LieLa“ Flüchtlingen schnell Deutsch beibringen.
- Am Klaus-Steilmann-Berufskolleg werden aktuell Lehrer zu Multiplikatoren ausgebildet
- Sie sollen mit „Liechtenstein Languages“ Flüchtlingen in wenigen Wochen Deutsch beibringen
- Das Konzept soll dabei helfen, Alltagssituationen sprachlich zu meistern
Volkan Ismail lernt Deutsch im Eiltempo – zusammen mit 15 anderen Jugendlichen in der Aula des Klaus-Steilmann-Berufskollegs. Dort findet seit letzter Woche „Liechtenstein Languages“ – kurz LieLa – statt. Im Fokus des Sprachkurses stehen derzeit aber weniger die Schüler als vielmehr die Lehrer.
Diese sollen bald als Multiplikatoren auftreten und das Konzept des schnellen Deutsch-Lernens verbreiten. „In diesem Kurs trainieren wir die angehenden Trainer“, sagt Arno Brändle, einer der Autoren und Trainer von LieLa. Brändle, der unter anderem schon in Berlin und Essen den „Train-the-Trainer-Kurs“ angeboten hat, ergänzt: „Wir bringen den Lehrern unser Konzept näher. Mit dabei sind aber auch richtige Schüler. Denn: Trockenschwimmen bringt nichts. Es geht ums Mitmachen und Praxis.“
Volkan Ismail ist einer von den „richtigen Schülern“. Der 18-Jährige ist seit rund sieben Monaten in Deutschland, er stammt aus Griechenland. Er sagt: „Wir lernen die Sprache spielerisch. In der letzten Woche haben wir Zahlen gelernt, auch neue Wörter. Zum Beispiel Berufe und Farben.“ Amina Alhaj ergänzt: „Und die Uhrzeit.“ Die 18-Jährige ist seit „drei, vier“ Monaten in Deutschland. In Wattenscheid geht sie wie Volkan Ismail auf das Klaus-Steilmann-Berufskolleg in eine internationale Förderklasse.
Die junge Frau aus Syrien möchte möglichst schnell Deutsch lernen. LieLa verspricht genau das: Das Konzept soll Teilnehmern eine erste Sprechfähigkeit in nur zwei bis vier Wochen ermöglichen. „Und genau die Schnelligkeit ist ja auch gefordert. Sprache ist das A und O“, sagt Andreas Zimmermann, Schulleiter des Berufskollegs.
Damit möglichst viele schnell die deutsche Sprache lernen, kommen derzeit Lehrer aus dem gesamten Stadtgebiet am Klaus-Steilmann-Berufskolleg zusammen. Darunter auch Ali Kocaman vom Louis-Baare-Berufskolleg: „Musik und Spiel machen es einfacher, die Sprache zu lernen.“ Kocaman sagt aber auch: „Eins zu eins wird es aber schwierig umzusetzen sein.“
Arbeiten auf Beziehungsebene
Dem widerspricht Tina Joswig. Die Lehrerin (Klaus-Steilmann-Berufskolleg) geht davon aus, dass mit der Rückendeckung der jeweiligen Schulleitung viel erreicht werden kann: „Neues Lernen braucht auch die Bereitschaft, es umzusetzen.“
An dem „Train-the-Trainer-Kurs“ nimmt sie mit Herzblut teil. „Ich musste zum Beispiel schon rappen“, sagt sie grinsend. An LieLa schätzt Joswig, dass Schüler und Lehrer „auf der Beziehungsebene“ zusammenarbeiten. Dadurch sei das Vertrauen untereinander groß.
Dafür sorgt auch, dass es während der Übungen kein „Falschmachen“ gibt, sondern Fehler durch regelmäßige Korrekturen ausgemerzt werden sollen. Zudem gibt es einen weiteren „Schutz“ für die Schüler: Während des Kurses sollen sie nicht mit ihrem richtigen Namen angesprochen werden. Volkan Ismail heißt im Moment „Michael Gruber“, Mitschülerin Amina Alhaj hört derzeit auf den Namen „Eva Rauch“. Die Syrerin sagt mit einem breiten Lächeln: „Wir beide kommen aus Österreich.“
>>> Info: Innovative Methode „live“ ansehen
- Das Konzept bezieht die rechte, emotionale Gehirnhälfte systematisch in das Sprachlernprogramm ein.
- Lehrkräfte, Bildungsträger, Flüchtlingshelfer etc. können sich am Donnerstag (9.) von 10 bis 12 Uhr am Klaus-Steilmann-Berufskolleg die innovative Methode „live“ im Unterricht in der Aula anschauen.