Schüler sahen den Ruhrgebiets-Film „Junges Licht“ anlässlich der „SchulKinoWochen“. Im Anschluss gab es viele Fragen an Patrick Joswig.
- Der Film „Junges Licht“ zeigte Schülern einen Blick auf ihre Heimat, den sie nicht mehr kennen
- Schauspieler Patrick Joswig beantwortete den Zuschauern im Anschluss Fragen
- Zusätzliches Material hilft, den Film im Unterricht aufzuarbeiten
Zechen, Kokereien und das Steigerlied – viel von dem, was im Film „Junges Licht“ vom Regisseur Adolf Winkelmann gezeigt wird, kennen Jugendliche heute allenfalls noch von den Geschichten der Großeltern. Für die jungen Besucher des Casablanca-Kinos anlässlich der „SchulKinoWochen“ offenbarte sich am gestrigen Mittwochmittag also eine vollkommen neue Welt. Gerade darum ist dieses Programm nach Meinung vieler Beteiligter eine Bereicherung im Unterricht.
Aufregung ist groß
Denn statt Superhelden und Explosionen bekamen die Schulklassen das geschichtliche Ruhrgebiet zu Gesicht. Und nicht nur das, mit Patrick Joswig stand nach dem Film sogar einer der Schauspieler Rede und Antwort. „Einige der Kinder waren so aufgeregt, dass sie nachts nicht schlafen konnten“, erzählt Lisa Walrafen-Steinbach, eine Klassenleiterin im 7. Schuljahr der Gemeinschaftsschule Bochum-Mitte. Zusammen mit ihren Schülern hat die Lehrerin den Film in den letzten Wochen im Unterricht aufbereitet. Das Material stellte ihr der Veranstalter. Unter anderem besprachen die Kinder eine Inhaltsangabe und setzten sich mit den Beziehungen der Figuren auseinander. Der Film passte wunderbar in den Lehrplan: „Wir haben derzeit das Thema ‘verliebt sein und darüber berichten’“, erklärt Walrafen-Steinbach. Auch die Frage, was Freiheit bedeutet, stellten sich die Siebtklässler in Vorbereitung auf den Film.
Das Highlight war für die Kinder die Fragestunde im Anschluss an die Vorführung. Viele Finger zeigten in die Höhe, um mit Patrick Joswig ins Gespräch zu kommen. Auch der 13-jährige Mert wollte einen Kommentar zum Film abgeben. Er kritisierte, dass die gezeigte Affäre schlussendlich nicht bekannt geworden ist. Ein Appell an die Ehrlichkeit. „Aber sonst hat mir der Film sehr gut gefallen; vor allem die Szene, wo Julian [der Hauptcharakter] sich gegen seine Mutter verteidigt“, erzählt Mert. Eine Aktion, die beim gesamten Publikum Beifall erntete.
Viel wollten die jungen Filme-schauer von Patrick Joswig wissen, beispielsweise zum Schauspieler-Gehalt, zum Wechsel von schwarz-weiß zu Farbe im Film und vor allem immer wieder zu der Echtheit der brutalen Szenen, beispielsweise, wenn Julian geschlagen wird. „Für meine Schüler war das erschreckend, weiß Klassenlehrerin Anna Gellermann. „Alles nur gespielt“, kann der Schauspieler im Kinosaal beruhigen.
Kinder waren „angefixt“
Für den gebürtigen Wattenscheider sind die Schulkinowochen eine wichtige Angelegenheit: „Das ist einfach ein ganz anderes Spektrum an Film“, sagt Joswig. Eine Fragerunde wie die im Casablanca ist für ihn Ehrensache. „Das war ein Film, in den die Kinder so nie gehen würden, aber sie waren angefixt“, weiß auch Medienpädagoge und Veranstaltungsleiter Günther Kinstler.
>> Hintergrund: Die Schulkinowochen locken tausende Schüler ins Kino
Die Schulkinowochen finden bereits zum zehnten Mal in ganz Nordrhein-Westfalen statt. In diesem Jahr gab es mehr als 19 000 Anmeldungen.
Insgesamt stehen 120 Filme auf dem Programm. Veranstaltet werden die Wochen von „Vision Kino“ und „Film + Schule NRW“.