Bochum. . Programme „Erwachsen werden“ und „Erwachsen handeln“ sind Bestandteil des Stundenplans. NRW-Schulministerin Löhrmann schaut sich Unterricht an.
Es geht um Gefühle an diesem Morgen. In der Klasse 5 der beiden Lehrerinnen Kathrin Falkenberg und Miriam Kleber am Lessing-Gymnasium stehen gerade fünf Kinder vor der Tafel und versuchen durch Gestik und Mimik ein besonderes Gefühl darzustellen. Sie machen das gut. Henning hat schnell erkannt, worum es geht: „Sie sind traurig.“ Ähnlich schnell erraten die Kinder dann auch die Gefühle glücklich, wütend, beschämt und stolz.
Mit dem letzten Gefühl könnten sie an diesem Morgen auch stellvertretend für die ganze Schule stehen. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann ist da. „Solche Besuche mache ich nicht so oft“, sagt sie. „Aber ich habe nicht nur eine besondere Beziehung zu Bochum, weil ich hier studiert habe. Ich habe von einem besonderen Programm gehört, das es an eurer Schule gibt. Das wollte ich mir mal ansehen. Es gibt 6000 Schulen in unserem Land und ich bin immer daran interessiert zu wissen, was es Besonderes an den Schulen gibt.“
Programm läuft schon seit mehr als zehn Jahren am Lessing-Gymnasium
Am Lessing-Gymnasium gibt es dieses Besondere schon mehr als zehn Jahre durch die beiden durch Lions Quest begleiteten Programme „Erwachsenen werden“ bis Jahrgangsstufe 7 und „Erwachsen handeln“ ab dem 8. Jahrgang. Lions Quest ist eine Initiative des Lions Clubs. Nun bekam die Schule die Re-Zertifizierung. „Wichtig ist“, sagt Schulleiter Frank Saade, „dass das Erlernen von Sozialkompetenzen durch dieses Programm fester Bestandteil des Stundenplans ist.“ Das fängt bereits in den Jahrgangsstufen 5 und 6 mit jeweils einer Doppelstunde in der Woche an.
Dabei geht es dann beispielsweise wie an diesem Tag um Gefühle. „Wir sprechen auch darüber“, sagt Lehrerin Miriam Kleber, „was Gefühle mit uns machen.“ Um das zu veranschaulichen, hat sie zwei Eimer mitgebracht. Auf einem ist ein trauriges Gesicht zu sehen, auf dem anderen ein freundliches. „Solche Eimer hat – sinnbildlich gesprochen – jeder von uns in sich. Da gehen den ganzen Tag Gefühle rein. Schwierig wird es, wenn der mit den schlechten Gefühlen zu voll ist. Wie die Kinder aber auch damit umgehen können, sollen sie in solchen EW-Stunden (Erwachsen werden) lernen, beziehungsweise kernenlernen.
„Wir halten die Kinder an, zu reflektieren“, sagt Miriam Kleber. „Die Kinder sollen die Gefühle anderer erkennen“, ergänzt Kay Meppelink, der am Gymnasium das Programm „Soziales Lernen“ koordiniert. „Sie sollen sozialkompetent miteinander umgehen.“ Andere Schulen machen das auch. Aber bei uns ist das anders verankert. Die Lehrer sind fest eingebunden, dazu gibt es Beratungskurse.“ 61 Lehrerinnen und Lehrer gibt es am Lessing-Gymnasium, „50 davon haben eine Lions-Quest-Fortbildung gemacht“, sagt Schulleiter Frank Saade. „45 arbeiten aktuell damit.“
Hausmeister ist verwunder über höfliche Kinder
Er ist von den Programmen überzeugt, nimmt immer wieder wahr, wie sie das Verhalten der Schüler verändern. „Wir haben eine niedrige Quote an Vandalismusschäden und eine geringe Anzahl an Mobbing-Fällen. Deutlich wird so etwas ja“, sagt er, „wenn Menschen von außen an unsere Schule kommen. Wir hatten mal einen Vertretungs-Hausmeister. Der hat mir dann gesagt, dass er erstaunt sei, wie höflich die Kinder sind. Das würde er von anderen Schulen so gar nicht kennen.“