Bochum. Im Schauspielhaus hat Max Frisch moderner Klassiker „Biedermann und die Brandstifter“ Premiere. Regisseur ist ein Bühnen-Gast aus Weimar.
Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ gehört zu den bekanntesten Theaterstücken. Selbst, wer es noch nie gesehen hat, dürfte den Titel kennen und ahnen, was sich dahinter verbirgt. Dass nämlich der ganz normale Bürger das Feuer letztlich selbst legt, das sein Haus verbrennt. Eine durchaus zeitgemäße Sicht, wenn man das politische Hochkommen eines Donald Trump, einer Marie Le Pen zu Grunde legt.
Hasko Weber (*1963), Intendant des Nationaltheaters Weimar (nicht verwandt mit Anselm Weber), hat sich des modernen Klassikers, der 1958 Bühnenpremiere hatte, angenommen. Als Anselm Weber ihn gebeten habe, „Biedermann“ in Bochum zu machen, habe er sich gut darauf einlassen können. „Schnell war klar, dass man den Bezug zu heute gar nicht groß betonen muss“, sagt Hasko Weber.
Alles ist denkbar und unwahrscheinlich zugleich
Dass aus gut nicht zwangsläufig Gutmütigkeit erwächst, ist eine Erkenntnis, die Gottlieb Biedermann in dem „Lehrstück ohne Lehre“ am eigenen Leib erfahren muss. In seiner Farce/Groteske spielt Frisch alle Zwangsläufigkeiten durch: Denkbar und unwahrscheinlich zugleich, in hohem Tempo erzählt, steuert die Handlung auf ihre vorgebliche Wendung zu.
Hasko Weber rückt das absurd-komische Moment des Stückes ins Zentrum. „Es ist ein pointierter Text, aber er ist auch witzig“, sagt er. Der komödiantische Antrieb wirkt unterhaltsam, und doch ist es ein Witz, der geradezu in den Untergang der beiden Gutbürger Gottlieb und Babette Biedermann führt. Sie bieten einer zweifelhaften Gesellschaft Obdach.
Ein ungutes Gefühl schleicht sich ein
Selbst als sich ein ungutes Gefühl einschleichen will, bleiben die Biedermanns tapfer: Abwegig, dass die neuen, so verständnisvollen Mitbewohner etwas mit den jüngsten Bränden zu tun haben! Und Benzin und Holzwolle, die sie horten, kann schließlich jeder gut gebrauchen. Deshalb ist doch nicht jeder gleich ein Brandstifter!
Frisch verweigert in seinem Bühnenstück eine eindeutige Lesart. „Das macht es so interessant“, sagt Hasko Weber. Der Zuschauer müsse sich immer wieder selbst fragen, was er als „richtig“ oder „falsch“ in Brandstifter-Geschichte auffasse.
Es spielen: Martin Horn (Herr Biedermann), Veronika Nickl (Babette, seine Frau), Matthias Eberle, Jürgen Hartmann, Kristina Peters, Daniel Stock, Luana Velis und Klaus Weiss.
>> Premiere am Samstag, 21.1., im Großen Haus
- Es gibt noch Karten. Aufführungsdauer 1:45 Std. mit Pause (Tickets 0234/3333-5555)