Bochum. . Die Klagen über das wilde Parken am Europahaus reißen nicht ab. Fußgänger fühlen sich gefährdet. Ob und wann es eine Lösung gibt, ist ungewiss.

  • Die Klagen über das wilde Parken am Europahaus am Kurt-Schumacher-Platz reißen nicht ab
  • Mitarbeiter, Patienten und Passanten wähnen sich durch das tägliche Stop & Go in Gefahr
  • Die Stadt denkt über Kurzzeitparkplätze nach, der Eigentümer sichert eine Prüfung zu

„Piraten-Parker“ werden sie von Ärzten und Mitarbeitern genannt, die Fahrer von Privat-Pkw, Taxen und Krankentransportwagen, die täglich dutzendfach vor dem Europahaus halten. Ein unhaltbarer Zustand, beschweren sich nicht nur die Beschäftigten des Ärztehauses, sondern auch Patienten und Passanten. Die Klagen ertönen seit Jahren; am WAZ-Lesertelefon ist der Gefahrenherd ein Dauerbrenner. Ob, wann und wie der Engpass entschärft wird, ist nach wie vor offen.

13 Praxen, 30 Ärzte mit 130 Mitarbeitern und zahlreiche weitere Gesundheitsdienstleister: Mehrere hunderttausend Patienten jährlich gehen im 15-stöckigen Europahaus vis-a-vis des Hauptbahnhofs ein und aus. 2013 wurde für sie ein ehrenamtlicher Lotsendienst eingerichtet, der gut funktioniert.

Ärzte haben benachbarte Ladenzeile im Blick

Dabei wären Lotsen auch außerhalb des Ärzteturms vonnöten. „Da geht’s drunter und drüber“, beobachtet Karl-Heinz Grenzyk (67), der mehrfach pro Woche Behandlungstermine im Europahaus hat. „Da wird kreuz und quer auf dem Gehweg und der rechten Spur des Südrings geparkt, um Patienten direkt vor die Tür zu bringen. Dass Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer damit in Gefahr gebracht werden, scheint keinen zu kümmern.“

„Auch die Ärzteschaft im Europahaus hält eine Lösung des Parkproblems für dringend geboten“, bekräftigt Sprecher Dr. Christian Möcklinghoff. Ergänzend zum schon vor Jahren diskutierten Vorschlag, eines der Hochbeete unmittelbar am Fußgängerüberweg abzubauen und dort Kurzzeitparkplätze anzulegen, regen die Mediziner an, die Freifläche vor der benachbarten Ladenzeile zur An- und Abfahrtszone umzuwidmen. „Aber das ist nur unsere Idee“, betont Möcklinghoff. „Wir sind weder der Entscheider noch der Bezahler.“

Stadt verweist auf Eigentümer in Wattenscheid

Das wären die Stadt und der Eigentümer, das Wattenscheider Immobilienunternehmen Kompernaß. Im Rathaus verweist man auf den Inhaber. Die Verkehrssituation mit der Behinderung der Fußgänger sei „unglücklich“. Deshalb habe man 2014 gemeinsam einen Entwurf für Kurzzeitparkplätze abgestimmt. Für die Umsetzung müsse der Eigentümer eine Befreiung vom Bebauungsplan beantragen, der dort eine „öffentliche Verkehrsfläche“ vorsieht. „Das ist bisher nicht geschehen“, erklärt Stadtsprecherin Barbara Gottschlich.

Kompernaß sicherte am Dienstag eine Prüfung zu, ließ eine weitere WAZ-Anfrage aber unbeantwortet. Leser Karl-Heinz Grenzyk flüchtet sich derweil in Galgenhumor: „Irgendwann wird hier ein schwerer Unfall passieren. Nicht schlimm: Die Ärzte sind ja nicht weit...“

>> ÄRZTEHAUS IST ÜBER EIN HALBES JAHRHUNDERT ALT

  • Über ein halbes Jahrhundert alt ist das Europahaus. In den 1960er Jahren wurde es vom Bochumer Architekten Roman Reiser als Bürohaus errichtet.


  • Später wurde es als Fernmeldezentrum genutzt, bevor die 15 Etagen durch diverse Eigentümerwechsel zunehmend von Medizinern angemietet wurden.

  • Heute firmiert der 60 Meter hohe Turm als „Facharztzentrum Europahaus“. Eigentümer ist die Immobilienfirma Kompernaß.