Bochum. Am Schauspielhaus bringt die Regisseurin Maren Watermann in Martin Heckmanns „Finnisch“ das Musikalische und das Sprachlich-poetische zusammen.

  • Im Theater Unten hatte „Finnisch“ von Martin Heckmanns in der Regie von Maren Watermann umjubelte Premiere
  • Es geht um einen jungen Mann, der sich in seine Postbotin verliebt hat und nun den Schritt ins Leben wagen muss
  • Schauspieler Dennis Herrmann legt im Schmetterlings-Bühnenbild von Dorothea Lütke Wöstmann ein starkes Solo hin

Fast 20 Jahre alt ist Martin Heckmanns Erstling „Finnisch“; 1999 hatte das Stück des damals als Bühnenhoffnung gestarteten Autors Premiere, in dessen Arbeiten die Generation Attac auf die Welt der Poesie trifft. Und von der Poesie ist es nicht weit bis zur Musik. Am Schauspielhaus hat die junge Regisseurin Maren Watermann in ihrer Fassung von „Finnisch“ beides vereint, das Musikalische und das Sprachlich-poetische.

Es geht um die entscheidende Begegnung

„Finnisch“ handelt von einem namenslosen jungen Mann (Dennis Herrmann), der sich in seine Postbotin verliebt hat. Er schickt sich selbst ein Paket, und wartet nun darauf, dass die Angebetete klingelt. Worauf er sie ansprechen, sie kennenlernen möchte – vielleicht läuft ja sogar mehr... Das Problem ist nur, dass der junge Mann sich ziemlich selbst im Wege steht mit seinen Empfindsamkeiten und ungelebten Träumen.

Die Bühne von Dorothea Lütke Wöstmann mit 160 Kästen voll bunter Schmetterlinge (toll!) setzt den Rahmen für die innerliche „Gefangenschaft“ des Mannes: Gewiss ist er zur Schönheit fähig – wenn er nicht bloß so pedantisch und grüblerisch wäre! Alles, wirklich ALLES zer-denkt er für sich, jede mögliche Variante, mit der Postbotin ins Gespräch zu kommen, spielt er im Kopf durch, um alles gleich wieder zu verwerfen: Ich möchte ja so gerne, aber ich kann ja nicht. Wie schade!

Auf der Suche nach einer Lösung

Jeder kennt solche Situationen, in denen man es einfach nicht vermasseln möchte, und darum geht es in „Finnisch“, wobei der Titel lesbar ist als „Finish“ oder als Begrifflichkeit für das Andere, Fremde. Für den Protagonisten ist es höchste Zeit, die alles entscheidende Begegnung zu üben, denn auf den ersten Eindruck kommt es schließlich an.

Blick nach draußen macht dem Mann erstmal Angst.
Blick nach draußen macht dem Mann erstmal Angst. © Diana Küster

Dennis Herrmann spielt das sehr beeindruckend, Regisseurin Watermann gibt ihm gestalterischen und Bühnenraum für ein agiles Solo, die der Schauspieler weidlich nutzt. Immer wieder durchmisst er den Raum im Theater Unten auf der Suche nach einer Lösung, auf der Suche nach sich selbst. Am Ende öffnen sich manche der hübschen Schmetterlingskästen wie Fenster. Die Außenwelt dringt ein in die hermetische Zimmerflucht, der junge Mann scheint endlich fähig, der Welt (in Gestalt der Postbotin) zu begegnen, nach dem Motto: „Handele mutig und Du wirst mutig!“ In dem Moment, als es schellt, ist das Stück aus. Man möchte ihm Glück wünschen.

Heitere Reise entlang eines wenig heiteren Lebens

„Finnisch“ ist eigentlich eine Tragikomödie, hier werden aber eher die witzigen Aspekte hervorgekitzelt; der stimmige Live-Soundtrack von Volker Kamp akzentuiert das noch. Herrmann gönnt sich viele fast schon zu clowneske Momente auf seiner für das Publikum heiteren Reise entlang eines bislang wenig heiteren, weil isolierten Lebens. Gleichwohl ein stimmiger Abend, sehr unterhaltsam!

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