Bochum. Das Prinzregenttheater startet mit Elfriede Jelineks „Kein Licht.“ ins neue Jahr. Es geht um die Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima.
Mit hartem Stoff startet das Prinzregenttheater ins neue Jahr: Am Samstag (7.1.) hat Elfriede Jelineks „Kein Licht.“ Premiere.
Vordergründig geht es in dem Textblock um die Katastrophe im japanischen Fukushima; dort zerstörte 2011 ein Tsunami ein Atomkraftwerk, die Region wurde weithin radioaktiv verseucht und ist seither unbewohnbar.
Aber natürlich geht es der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nicht nur um eine Bestandsaufnahmen, sondern immer auch ums Existenzielle. Ihre Figuren/Menschen sind Zombies, die mit dem Zusammenbruch der Welt, die sie selbst geschaffen haben, nicht zu Rande kommen. In „Kein Licht“ sind es lebendige Tote, die verstrahlt in einem Strom aus Schlamm treiben.
Es herrscht nur noch eine ohrenbetäubende Stille
Das Wasser ist an Land gekommen, eine gewaltige Flutwelle hat alles mit sich fortgerissen. Energie wurde geraubt: Eine Anlage ist ausgefallen oder hat sich automatisch abgeschaltet. Nur noch ohrenbetäubende Stille erfüllt die Luft, ein Lärm, der jedes Gehör taub macht, einem kollektiven Tinnitus gleich. Etwas hat sich grundlegend verändert – aber was? Etwas, das der Mensch erschuf, hat sich unumkehrbar gegen ihn gewandt, und das Licht, das früher auf ihn schien, muss er nun selbst abstrahlen, bläulich leuchtend aus den Knochen seines Körpers.
Termine und Regieteam
Premiere am 7. Januar, 19.30 Uhr, PRT, Prinz-Regent-Straße 50-60. Weitere Vorstellungen am 8.1., 1.2., 2.2. um 19.30 Uhr. Infos und Tickets unter 0234/77 11 17 oder www.prinzregenttheater.de
Regie Daniel Kunze, Musikalische Leitung Vasko Damjanov, Bühne Dorothea Lütke Wöstmann, Kostüme Janna Banning, Regieassistenz Kerstin Sommer und Klara Linge.
„Ohne dass die Worte Fukushima oder Atomkraft fallen, ist ,Kein Licht.’ ein Geisterszenario nach dem Super-GAU, ein Beckett-haftes Endspiel, in dem die Schreie der totgeschwiegenen Opfer gespenstisch widerhallen“, sagt Regisseur Daniel Kunze. Der Absolvent der Regieklasse der Folkwang Universität der Künste versteht den Jelinek-Textblock nicht nur wegen der inhaltlich aufgeworfenen Fragen als Herausforderung.
Erzählt wird keine stringente Geschichte
„Es wird keine stringente Geschichte erzählt, die man auf den Endpunkt einer dramatischen Entwicklung hin inszenieren könnte“, sagte der 28-jährige, aus Graz stammende Regisseur. Vielmehr sei es die Herausforderung, innerhalb dieser Textmasse Inseln zu schaffen, von denen aus die Schauspieler agieren.
Die Zuschauer erwartet in „Kein Licht.“ ein Wiedersehen mit Helge Salnikau und Corinna Pohlmann, die bereits in Romy Schmidts 2015er Auftakt-Inszenierung „Peer Gynt gemeinsam auf der Bühne des PRT standen.