Bochum. Im Anneliese Brost Musikforum wurde mit Beethovens 9. Sinfonie ein Hit der Klassikgeschichte geboten. Starkes Konzert, aber etwas störte doch.

  • Orchester und Chöre gestalteten klangmächtig Ludwig van Beethovens Symphonie mit der „Ode an die Freude“
  • Die Bochumer Symphoniker zeigten, zu welch’ orchestraler Filigranarbeit sie in der Lage sind
  • Steven Sloanes Wahl der „Neunten“ war ein Statement, um den klanglichen Mehrwert des Musikforums zu betonen

Die Silvester/Neujahrkonzerte der BoSy im Anneliese Brost Musikforum boten mit Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-moll einen Hit der Klassikgeschichte. Fünfmal ausverkauft, fünfmal Hingabe, fünfmal frenetischer Applaus.

Die Spannung beim ersten Konzert am Nachmittag des Silvestertages war fast schon mit Händen zu greifen. Gespannte Erwartung herrschte, als die Chöre (Stadtkantorei und Philharmonischer Chor) und das große Orchester ihre Plätze auf der zunehmend enger werdenden Bühne einnahmen. Als Steven Sloane Punkt 16.30 Uhr zum Taktstock griff, war das der Aufschwung zu einem 70-minütigen Klangerereignis, das keinen unberührt gelassen haben dürfte.

Klanglicher Mehrwert des neuen Hauses

Man ist in Bochum ja immer noch nicht an „richtig“ guten Orchesterklang gewöhnt, da in all den Jahrzehnten stets Kompromisse gemacht werden mussten. Es ist seit Eröffnung des Musikforums oft geschrieben worden, dass das nun ein Ende habe, und man kann es wirklich nicht oft genug sagen! Vielleicht (gewiss!) war Sloanes Wahl der „Neunten“ auch ein Statement, um den klanglichen Mehrwert des neuen Gebäudes zu akzentuieren.

Mit dem 1. und 2. Satz baute der GMD das Orchester auf, mit dem 3., langsamen Satz, der gleichsam die ruhende Mitte dieser gewaltigen Komposition ist, zeigten die BoSy, zu welch’ orchestraler Filigranarbeit sie in der Lage sind. Das war SEHR berührend gespielt! Und dann der 4. Satz mit dem berühmten „Götterfunken“-Motiv und der Öffnung des Instrumentalen in den Gesang hinein.

Präzise Einstudierung der Chöre

Wuchtig und stimmfest hatten die von Arno Hartmann und Susanne Blumenthal einstudierten Chöre präzise und klangschöne Momente, ebenso wie die Solisten Julia Bauer (Sopran), Sophie Harmsen (Alt), Peter Hoare, Tenor) und Markus Marquardt (Bass).

Alles super, also? Ja, wenn sich das Publikum nur bitte die Angewohnheit wieder abgewöhnen könnte, zwischen den Werkteilen zu applaudieren. Stimmt schon, wir sind nicht mehr im gestrengen 19. Jahrhundert. Aber man ist kein besserwisserischer Naserümpfer, wenn man eine Sinfonie als Gesamtkunstwerk begreift, dessen Spannungsbogen nicht zerklatscht werden sollte.