Der Alltag hat Einzug gehalten. „Alle Funktionsbereiche laufen ohne Einschränkung“, betont die Geschäftsführung. Doch tiefe Narben sind zurückgeblieben. Nicht nur im zerstörten Bettenhaus. Sondern auch bei Patienten, Pflegern, Rettungskräften. Die nächtliche Feuersbrunst im Bergmannsheil ist der verheerendste Brand 2016 in Bochum.

Der Alltag hat Einzug gehalten. „Alle Funktionsbereiche laufen ohne Einschränkung“, betont die Geschäftsführung. Doch tiefe Narben sind zurückgeblieben. Nicht nur im zerstörten Bettenhaus. Sondern auch bei Patienten, Pflegern, Rettungskräften. Die nächtliche Feuersbrunst im Bergmannsheil ist der verheerendste Brand 2016 in Bochum.

Um 2.30 Uhr in der Nacht zum 30. September steht das Haus 1 der Universitätsklinik in Flammen. Anfangs sind es Gerüchte. Alsbald bewahrheitet sich: Eine 69-jährige Patientin hat sich im sechsten Stock auf schockierende Weise das Leben genommen. Sie hat sich mit großen Mengen Desinfektionsmittel eingerieben und angesteckt. Im Nebenzimmer erstickt ein bettlägeriger Mann (41) im Rauch. Rasend schnell breitet sich das Feuer auch auf die beiden oberen Etagen und das Dachgeschoss aus, in denen – welch ein Glück inmitten des Unglücks – keine Patienten liegen. Für sie wäre jede Hilfe zu spät gekommen.

Diskussion um Rauchmelder-Pflicht

Dramatisch ist die Rettung gleichwohl. 126 Patienten sind in höchster Gefahr. Beherzte Pflegekräfte und Ärzte, wenig später die Feuerwehr wuchten Patienten in Laken durch den Flur ins Freie. Zwar werden 16 Menschen schwer verletzt. Vier müssen in Kliniken in Aachen und Leipzig ausgeflogen werden. Doch weitere Todesopfer sind nicht zu beklagen.

Der Großbrand wird zum Politikum. Warum sind die Krankenzimmer im Haus 1 nicht mit Rauchmeldern ausgestattet? Weil es gesetzlich nicht vorgesehen ist, beeilt sich die Klinikleitung zu antworten. Das soll sich ändern, heißt es in der Politik. Das muss sich ändern, meinen viele Bürger, die nicht verstehen, warum Rauchmelder ab 2017 in Wohnungen, nicht aber in so sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern Pflicht sind.

Derweil lebt das Bergmannsheil seit Herbst mit Provisorien. Der Ausfall der beiden Operationssäle im Haus 1 wird durch vermehrte OPs am Abend kompensiert. Das St.-Josef-Hospital ersetzt die erkaltete Klinikküche und versorgt das Bergmannsheil täglich mit 500 Mittagessen. Die Vereinbarung gilt zunächst bis zum Jahresende, wird nun aber fortgesetzt. Denn: Ob und wann das Haus 1 jemals wieder genutzt wird, ist mehr als ungewiss. Im Bergmannsheil geht man davon aus, dass die Ruine nicht instandgesetzt werden kann. Heißt: Abriss und Neubau 2017. Eine Entscheidung soll Anfang des Jahres fallen.

Klarheit herrscht möglicherweise am Abend des 9. Februar, wenn OB Eiskirch alle mutigen Helfer, die bei der Rettung mitgewirkt haben, im Musikforum begrüßt. Ein Dank mit Beigeschmack: Ursprünglich war die Ehrung für einen November-Donnerstag um 13.30 Uhr terminiert. Dagegen gab es heftigen Protest vieler ehrenamtlicher Helfer, weil zu dieser Uhrzeit fast alle berufstätig sind und nicht extra freinehmen konnten.