Bochum. Schülerstipendienprogramm fördert leistungsstarke und engagierte Schüler aus weniger privilegierten Familien. Sabah und Lulieta sind zwei davon.

  • „RuhrTalente“ sind Schüler, die mit besonderen schulischen Leistungen und Engagement auffallen
  • Talent von Lulieta (Werner-von-Siemens-Schule) und Sabah (Willy-Brandt-Schule) ist ihre Hilfsbereitschaft
  • Ruhr-Talente werden mit breitem ideellen Programm individuell bis zur Ausbildung oder Studium gefördert

Als sie den Brief im Briefkasten fand und er eine Zusage enthielt, konnte Lulieta Krasníquí nicht mehr an sich halten: „Ich habe vor Freude geschrien und es Allen erzählt“, sagt sie. Dazu hatte sie guten Grund: Die Schülerin der Werner-von-Siemens-Hauptschule hat eines von 50 Schülerstipendien erhalten, das von der Talent-Metropole Ruhr in Zusammenarbeit mit dem NRW-Zentrum für Talentförderung vergeben wird.

„Es ist toll, so unterstützt zu werden“, sagt sie. Das Stipendienprogramm richtet sich an leistungsorientierte und engagierte Schülerinnen und Schüler aus weniger privilegierten Familien und fördert sie mit einem breiten ideellen Programm. Workshops zur Berufs- und Studienwahl, Praktikavermittlung, kulturelle und gesellschaftspolitische Veranstaltungen sowie Unterstützung im Schulalltag bilden die Säulen des größten Schülerstipendienprogramms aus dem Ruhrgebiet.

„Mein Talent ist es, anderen Menschen zu helfen“, sagt die 17-Jährige. Sie setze sich als Schülersprecherin für die Interessen Anderer ein und sei beim „Buddy-Projekt“, einer Sozialkompetenzförderung, aktiv. „Mit dem Buddy-Projekt haben wir ganz alleine ein Flüchtlingsprojekt auf die Beine gestellt“, so die 10.Klässlerin. Es sei schade, dass sich wenig junge Leute für andere einsetzten.

„Als Hauptschülerin habe ich mir keine große Chance ausgerechnet“, gibt Lulieta zu. Ihre Eltern stammten aus dem Kosovo und könnten selbst kein Deutsch. „Ich helfe auch beim Jugendzentrum der evangelischen Kirche mit. Dort habe ich eine schulbegleitende Hilfe“, erklärt sie. Auf die Idee, sich als Ruhr-Talent zu bewerben, sei sie bei einem Talentcamp in den Ferien gekommen. Lulieta will weiter an sich glauben: „Die Urkunde habe ich mir zur Motivation über den Schreibtisch gehängt“.

Mehrere Ehrenämter

Auch die 17-Jährige Sabah Amirnekoee von der Willy-Brandt Gesamtschule zählt zu den Ruhr-Talenten. Mit mehreren Ehrenämtern und Nebenjobs, die sie neben der Schule hat, ist sie ein wahres Organisationstalent. „Ich helfe eigentlich nur im Jugendfreizeithaus InPoint und im Flüchtlingsheim“, sagt die 12.Klässlerin ganz bescheiden. Da ihre Eltern aus dem Iran stammen, könne sie Persisch sprechen und dolmetsche daher. „Ich begleite Flüchtlinge beispielsweise zu Arztterminen“. An der Schule selbst habe sie auch in der Schulbücherei und im Kiosk ausgeholfen.

„Von dem Stipendium habe ich von Talentscout Mira Stepec erfahren“. Sie habe die Schule besucht und sie ermutigt, sich zu bewerben. „Nach einem Jury Gespräch habe ich die lang ersehnte Zusage bekommen“, erinnert sich Sabah. In dem Auswahlgespräch sei sie von den Jury-Mitgliedern über ihre Stärken und Schwächen befragt worden. Die Schülerin, deren Lieblingsfächer Englisch und Pädagogik sind, weiß schon ganz genau, wohin ihr Weg nach der Schule führen soll: „Ich möchte in einem dualen Studium Sozialarbeit studieren“, erklärt sie.

Auf dem Weg bis zum Schulabschluss wird Sabah dafür von persönlichen Ansprechpartnern unterstützt. „Die Förderung ist ganz individuell. Es kann sich um Unterstützung für einen Auslandsaufenthalt, Nachhilfe oder Arbeitsgeräte wie einen Laptop handeln“, so Sabah. Was sie anderen Schülern mit auf den Weg geben wolle? „Lasst euch von eurem Umfeld und eurem Lebenskontext keine Grenzen setzen und gebt nie auf!“