Bochum. Inspirieren lässt sich der Bochumer vor allem vom schrillen Drum & Dran des Weihnachtsfestes. Mit Lebkuchen im September fängt es schon an.

  • Der Cartoonist Oli Hilbring ist nicht nur auf Fußball-Comics abonniert. Auch zum Thema Weihnachten fällt ihm allerhand ein
  • Gezeichnet wird unabhängig von der Jahreszeit, immer dann, wenn die Ideen auftauchen
  • Da kann das witzige Weihnachtsmarktmotiv auch schon mal am Strand unter der August-Sonne entstehen

Als gefragter Cartoonist muss Oli Hilbring immer wieder, wie es so schön heißt, „was Neues ‘raushauen“. Zumal, wenn es um die zeichnerische Kommentierung des aktuellen Bundesliga-Geschehens geht, eine Spezialität des Bochumers. Aber nicht die einzige. Oli kann auch Weihnachten. Sein „Hamster“-Cartoon (siehe oben) ist (nicht nur) im Internet ein Renner. Witzig, ehrlich und ein bisserl bös’.

Auf Kommando zu zeichnen, kommt eher selten vor

Weihnachten – ist das ein dankbares Thema für einen Cartoonisten? „Klar“, sagt Oli, „so wie jedes Thema, das alle interessiert, auch für mich als Zeichner interessant ist“. Dass er sich hinsetzte, um „auf Kommando“ weihnachtslastige Cartoons zu zeichnen, komme indes nur vor, wenn z.B. eine Auftragsarbeit anstehe. „Ansonsten zeichne ich, wenn die Ideen kommen“, sagt Oli Hilbring. Da kann das witzige Weihnachtsmarktmotiv auch schon mal am Strand unter der August-Sonne entstehen.

Oli Hilbring ist vor allem für seine Fußball-Comics („Flacher Freitag“) bekannt.
Oli Hilbring ist vor allem für seine Fußball-Comics („Flacher Freitag“) bekannt. © Fabian Strauch

Wie findet er seine Themen? „Ich gehe mit den Augen eines Zeichners durch die Welt, klar“, sagt Oli, „aber ich bin ja auch ein Bürger, dem Dinge auffallen.“ Etwa, wenn im September schon die Lebkuchen in den Supermarktregalen auftauchen. Als ihn, rein privat, dieser Konsumdruck zunehmend zu nerven begann, fiel ihm die Szene mit Gevatter Tod ein. Oli zeichnetet einen Sensemann, der vor einem Lebkuchen-Regal steht und sich schüttelt: „Igitt!“.

Oder die Schoko-Nikoläuse. Von ihrem massenhaften Auftauchen bereits im Frühherbst inspiriert, entstand Olis Zeichnung eines Nikolaus’, der sich kratzen muss, eben weil er (bildlich gemeint und offenbar auch konkret) unter „Niko-Läusen“ leidet...

Zur Person

Oliver „Oli“ Hilbring (*1968) arbeitet im Hauptberuf als Grafikdesigner, und ist als Cartoonist inzwischen eine Marke.

Man denke an seine Fußball-Cartoons für Revier-Sport oder sein „Fiesbook“-Buch, das zeichnerisch das Phänomen Facebook & Co. aufspießt.

Zuletzt waren seine Motive sogar auf Bussen der Rheinbahn/Düsseldorf zu sehen, die alle Verkehrsteilnehmer auf die Smartphone-Problematik aufmerksam machen sollen: „Keine Mail ist ein Menschenleben wert.“

Weitere Infos über Olis Schaffen auf www.oli-hilbring.de

Auch der Weihnachtsmarkt gibt eine Menge her. „Der Fliegende Weihnachtsmann ist eine Bochumer Attraktion“, sagt der Bochumer Hilbring, „irgendwie, wer weiß, ließ ich mich von ihm auch anregen.“ Nämlich so: Auf Olis Zeichnung ist das Rentier Rudolph vor dem Schlitten mit dem Weihnachtsmann in den Lüften unterwegs, aber es hat ein Problem: Rudolph leidet unter akutem Durchfall.

Alles kann für einen Cartoonisten zum Thema werden

Oli Hilbrings Cartoons können entlarvend sein, manchmal sind sie auch bissig, aber sie kommen immer mit jenem charmanten Augenzwinkern ‘rüber, das „gekonnt“ von „gut gemeint“ trennt. Eine Themenbeschränkung legt der Bochumer sich nicht auf. „Alles kann für einen Cartoonisten zum Thema werden.“ Auch die Kirche, beziehungsweise die Religion? Nicht nur zu Weihnachten gäbe es viel zu kritisieren, von der Geldgier bis zur Kindesmissbrauch.

Das Fest der Liebe verkommt zum bloßen „Event“

„Nein“, sagt Oli Hilbring, „um Kirchenkritik geht es mir nicht. Das wäre letztlich eine politische Distanzierung.“ Das konsumistische Drumherum, das aus dem Fest der Liebe ein „Event“ gemacht hat, sei mehr zu kritisieren als das Religiöse an sich.

„Schließlich ist die Weihnachtsgeschichte mit ihrer ,frohen Botschaft’ eine schöne Geschichte“, sagt Oli Hilbring. Als Katholik und früherer Ministrant weiß er, welchen Standpunkt er einnehmen will. Und als Cartoonist sowieso.