Bochum. . Einmal wöchentlich treffen Mitarbeiterinnen der jüdischen Gemeinde Bewohner des Flüchtlingsheims an der Wohlfahrtstraße, um etwas zu unternehmen.
- Einmal pro Woche besucht die jüdische Gemeinde das Flüchtlingsheim Wohlfahrtstraße
- Dort basteln und reden Juden und Muslime miteinander oder gestalten eine Adventsfeier
- Die persönliche Begegnung ist das beste Mittel, um Vorurteile abzubauen
Das Verhältnis zwischen Juden und Muslimen ist nicht ganz einfach. Aber das beste Mittel gegen Vorurteile ist die persönliche Begegnung. Deshalb besuchen wöchentlich Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde das Flüchtlingsheim an der Wohlfahrtstraße, um gemeinsam mit den geflüchteten Frauen zu reden, zu basteln, etwas zu unternehmen.
Wie zum Beispiel kürzlich eine kleine Adventsfeier. Nun ist Weihnachten zwar weder ein jüdisches noch ein muslimisches Fest – aber das ist ganz egal. „Es gehört hier in Deutschland einfach dazu“, sagt Jennifer Jung. Sie ist eine von drei Frauen, die für die jüdische Gemeinde das Flüchtlingsheim besuchen.
„Baba Noel“ gibt’s auch im Nahen Osten
Gänzlich unbekannt ist das Fest der Syrerin Huda Gahnem natürlich nicht: „Wir schenken uns da auch gerne ein paar Kleinigkeiten“; sagt sie.
Selbst den Weihnachtsmann, „Baba Noel“, gibt’s auch im Nahen Osten – bloß, dass er da erst am 31. Dezember kommt, erzählt Sbaschra Farag. Sie ist Christin, kommt aus dem Irak – und hat auch dort für ihre Kinder Geschenke unter einem Baum versteckt.
Eine Sache war dann aber doch neu – und absolut spannend, zumindest für die elfjährige Jwann: „Der fliegende Weihnachtsmann“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Auch Ali war ganz begeistert vom Weihnachtsmarkt, den sie eine Woche vor der Adventsfeier gemeinsam besucht hatten. Sein Lieblingsessen: Schokolade. Er und Jwann spielt mit den anderen Kindern in dem kleinen Zimmer, in dem die bescheidene Adventsfeier stattfindet. Die Mütter trinken derweil Kaffee oder Tee und bedienen sich beim Weihnachtsgebäck.
Die Frauen sollen mal abschalten können
Zu den wöchentlichen Treffen mit den Frauen aus der jüdischen Gemeinde sind nur Frauen und ihre Kinder eingeladen, erklärt Jennifer Jung. „Das ist wichtig, damit die Frauen mal abschalten können.“ Am Anfang waren die Frauen noch zögerlich, doch das habe sich dann rasch geändert. Und von etwaigen Vorurteilen oder dergleichen ist nichts zu spüren, im Gegenteil: „Es funktioniert wunderbar“, sagt Jennifer Jung.
Religionen lebten friedlich zusammen
Fragt man die geflüchteten Frauen nach dem zumindest politisch schwierigen Verhältnis zwischen Arabern und Juden und speziell Israel, winken sie ab: „ In Syrien lebten vor dem Bürgerkrieg verschiedene Religionen friedlich nebeneinander“, sagt Huda Gahnem. Egal ob Jude, Christ, Moslem – „man hat sich gekannt, miteinander gegessen, das war ganz normal.“ So sehr gehen Alltag und Politik auseinander. „Wir haben damit doch gar nichts zu tun“, sagt Gahnem. „Es sind doch die Männer, die die Politik machen.“
- Das Projekt der jüdischen Gemeinde wird gefördert von „Komm-an NRW“. Das Programm unterstützt bürgerschaftliches Engagement in punkto Integration.