Stiepel. . Historisches Haarmann-Thiemann-Haus in Stiepel-Dorf wird abgerissen. Dort entstehen nächstes Jahr drei Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus.
Nur noch ein paar Monate, dann wird Stiepel-Dorf ein Wahrzeichen verloren gehen. Dann wird das einst so schnuckelige Fachwerkhaus an der Ecke Brockhauser Straße/Kemnader Straße abgerissen. Aus Alt wird Neu gemacht. Entlang der Kemnader Straße werden sechs Doppelhaushälften und ein Einfamilienhaus entstehen.
„Dieses Haus erscheint in allen historischen Büchern“, sagt ein Stiepeler, der namentlich nicht genannt wird. „Traurig, dass so ein Stück Zeitgeschichte nun vollends verschwindet.“ Der Mann weiß einiges über das uralte Gemäuer zu berichten. „In Stiepel wird es nur Haarmann-Thiemann-Haus genannt, in Anlehnung an die früheren Besitzer. Ganz früher, vom 17./18. bis ins 19. Jahrhundert, gab es hier eine Bäckerei, später dann bis 1960 eine Wirtschaft.“
Haus steht seit einigen Jahren leer
Vergangenheit. Seit ein paar Jahren steht das Haus leer. „Weil die Besitzerin ins Heim musste und keine Erben hatte“, weiß unser Gesprächspartner zu berichten. Zuletzt geriet das Fachwerkhaus am 30. September in die Schlagzeilen. Am Abend dieses Tages geriet der Dachstuhl in Brand. Nach drei Stunden hatten die Feuerwehrmänner das Feuer gelöscht (wir berichteten).
Klar, dass unmittelbar danach die Gerüchteküche brodelte. Nach dem Motto: So ein Feuer kann ja schnell mal gelegt sein, um die Sache mit der Abrissgenehmigung zu beschleunigen. Das ärgert den neuen Grundstücksbesitzer maßlos. Auch er möchte namentlich nicht in der Zeitung erscheinen. Nur so viel: Er ist ein Ingenieur aus Stiepel, der dieses Fleckchen Erde in Stiepel-Dorf, auf das er „durch Zufall gestoßen“ ist, nun bebauen wird.
Bauherr wollte Fachwerkhaus erhalten
Dass ihm der Brand in die Karten spielt, weist der Bauherr entschieden von sich: „Im Gegenteil, es wird für mich deutlich teurer, eine Brandruine abzureißen.“ Dies soll Anfang des Jahres geschehen, damit man anschließend mit dem Neubau beginnen kann. Die Häuser sollen vermietet werden, möglichst an Familien mit Kindern. „Das ist mir sehr wichtig. Ich möchte neues Leben in Stiepel, hier soll etwas Schönes entstehen.“
Ursprünglich sollte das Fachwerkhaus sogar erhalten bleiben. „Doch das erwies sich leider als unmöglich“, sagt der Bauherr. „Es stand zu lange leer, ist deswegen zu marode und baufällig.“ Nun kommt es also weg. Die Abrissgenehmigung wurde laut Stadt am 14. Oktober erteilt. Auch die Baugenehmigung liegt seit Oktober vor.
Moderne, zweigeschossige Häuser mit Flachdach
Mit der Planung wurde der Stiepeler Architekt Stefan Witting beauftrag. Er steht für moderne Bauweise, die auch an besagter Ecke entstehen soll: zweigeschossige Häuser mit Flachdach. Eigens für die Neubauten wird auch ein kleiner Erschließungsweg gebaut – abgehend von der Brockhauser Straße, parallel zur Kemnader Straße verlaufend.
Dort, wo jetzt noch die Überreste des Haarmann-Thiemann-Hauses stehen, ist eine Grünfläche mit zwei Regenrückhalte-Behältern (je 5000 Liter Fassungsvermögen) geplant.