Rosenberg. . Neue Nachbarn begrüßt man mit Kaffee und Kuchen, dachte sich die Awo und lud zum Kennenlernen in die Flüchtlingsunterkunft am Nordbad ein.
- Treffen zwischen Flüchtlingen aus der Unterkunft am Nordbad und Bürgern ermöglicht Austausch
- Der dicken Luft am Rosenberg soll mit Offenheit begegnet werden und so Befremdliches abbauen
- Angebot stößt auf reges Interesse und gibt Anstoß für gemeinsame Aktionen von Bürgern und Bewohnern
Es dauert keine halbe Stunde, da sitzt der kleine Laza schon auf dem Schoß von Herta-Carmen Roth. „Ich habe nicht erwartet, dass so viele junge Menschen und Kinder hier wohnen“, sagt die 51-Jährige. Sie sei gekommen, weil es sie interessiere, wie die Flüchtlinge untergebracht seien und aus welcher Kultur sie kämen.
„Die Familie von Laza stammt aus Serbien und ist vor drei Jahren nach Deutschland gekommen, Laza war da erst sechs Monate alt“, hat sie bereits erfahren. „Ich spreche rumänisch, Lazas Mutter ein bisschen italienisch“, so Roth. Aufgrund der Sprachnähe sei etwas Kommunikation möglich.
Ehrenamtliche Helfer: Austausch ist wichtig
Ursula Duve-Tesch, die die ehrenamtlichen Helfer der Unterkunft am Nordbad betreut, freut sich über das große Interesse: „Ein solches lockeres Kennenlernen mit Kaffee und Kuchen nimmt das Befremdliche“. Viele Rosenberg-Anwohner waren von der Errichtung der Flüchtlingsunterkunft nicht angetan gewesen, daher wolle man sich dem Ort öffnen. Aus Erfahrung wisse sie, dass aus derartigen Treffen weitere Angebote erwachsen könnten. „Nach einer Veranstaltung in Querenburg sind durch die Kontakte zu Anwohnern Ausflüge, Spieltreffen und Universitätsbesuche entstanden“.
Genau deshalb ist Marina Nicolai gekommen. „Ich war schon bei der Besichtigung des Gebäudes dabei. Einen Einblick zu bekommen ist wichtig“, sagt die 66-Jährige über die Unterkunft, in der zurzeit 135 Menschen, davon 31 Kinder, untergebracht sind. „Ich möchte erfahren, wo ich helfen kann“, so Nicolai.
Nazani Kunosch lebt bereits seit 16 Jahren in Deutschland und kam ebenfalls als Flüchtling ins Land. Duve-Tesch stellt ihn einer afghanischen Familie vor. „Ich spreche persisch und möchte bei Verständnisschwierigkeiten helfen“, so Kunosch.
Erkennen, dass es normale Mitmenschen sind
Von seinen eigenen Erfahrungen wolle er etwas weitergeben. Einen Tisch weiter übersetzt die achtjährige Maryan fleißig zwischen Manfred Polednik und ihrer Familie. „Der Familie ist es wohl oft zu laut, aber es gefällt ihnen hier “, erklärt Polednik.
Sophia Rosenberg, die selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, weiß: „Austausch ist wichtig, denn er nimmt die Hemmungen. Angst haben die meisten nur vor dem, was sie nicht kennen“. Karl-Heinz Meier, ehrenamtlicher Kreisvorsitzender bei der Awo, stimmt zu: „In dem Moment, wo man sagt: ,Schaut es euch hier an’, können die Menschen erkennen, dass es sich um ganz normale Mitmenschen handelt“.
Die Unterkunft am Rosenberg stieß auf Kritik
Die Flüchtlingsunterkunft am Nordbad ist die größte Unterkunft ihrer Art in Bochum.
Am 5.Oktober bezog die erste Familie die Unterkunft, die unter Betreuung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) steht. Langfristig sollen 450 Menschen dort untergebracht werden.
Die Flüchtlingsunterkunft stieß am Rosenberg auf viel Widerstand. Die meisten Bewohner kommen aus den Balkanstaaten, aus Iran oder Afghanistan.