Bochum. . Nach der Festnahme eines 31-jährigen Asylbewerbers teilte die Polizei Einzelheiten mit. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.

  • Der 31-jährige lebte seit Dezember 2015 mit Frau und zwei Kindern in Deutschland
  • Festgenommen wurde er in der Asylbewerberunterkunft Auf der Heide in Altenbochum
  • Beide Opfer stammen aus der Volksrepublik China

Ein 31-jähriger irakischer Asylbewerber steht im dringenden Verdacht, die beiden Sexualdelikte gegen eine 21-jährige und eine 27-jährige Frau im Umfeld der Ruhr-Universität verübt zu haben. Bei beiden Opfern handelt es sich um chinesische Studentinnen. Die Bochumer Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier sagte dazu am Dienstag: „Wir haben hier alle eine große Erleichterung verspürt.“

Der Mann wurde am Montagnachmittag in seiner Unterkunft von Ermittlern der Bochumer Kriminalpolizei festgenommen. Am Dienstag erließ der Richter gegen ihn Haftbefehl unter anderem wegen Mordversuchs und Vergewaltigung. Der 31-Jährige streitet die Taten ab. Aufgrund der DNA-Übereinstimmung ist sich die Staatsanwaltschaft jedoch sicher, dass es sich um den Gesuchten handelt.

Entscheidender Hinweis war ein Handyfoto

Bei dem Festgenommenen handelt sich um einen 31-jährigen Familienvater aus dem Irak, der mit seiner Frau (25) und den beiden fünf und acht Jahre alten Kindern im Dezember vergangenen Jahres nach Deutschland gekommen ist. Die beiden Kinder werden derzeit betreut.

Der entscheidende Hinweis kam erst spät. Während nach der ersten Tat am 6. August trotz des sofort verbreiteten Phantombildes nur fünf Hinweise eingingen und die Ermittlungen nicht wirklich voran kamen, änderte sich, so der Leiter der Mordkommission Roland Wefelscheidt, die Situation nach der zweiten Tat vom 16. November geradezu dramatisch. 110 Hinweise gingen bei den Ermittlern ein, alle wurden abgearbeitet, wobei der Hinweis mit der internen Nummer 96 sich als entscheidend herausstellte.

Großes Medieninteresse

Was war geschehen. Der Lebensgefährte des zweiten Opfers, ebenfalls ein chinesischer Staatsbürger, war in der vergangenen Woche auf dem Weg zu seiner Wohnung. Der führte ihn genau an der Stelle vorbei, wo wenige Tage zuvor seine 27-jährige Freundin brutal vergewaltigt worden war. Der Chinese beobachtete einen Mann, der sich dort herumdrückte. Geistesgegenwärtig ging er auf ihn zu und fotografierte ihn mit seinem Handy. „Die Fotos haben eine hervorragende Qualität“, so Wefelscheidt. Der Mann hatte die Flucht ergriffen.

Mit den Bildern klapperten die Polizisten mehrere Asylbewerberunterkünfte ab. In einer wurden sie fündig. Der Mann wurde erkannt und aufgrund einer Speichelprobe, die bei der Gerichtsmedizin in Essen analysiert wurde, auch als Verdächtiger identifiziert.

Ein Medienansturm wie selten im Bochumer Polizeipräsidium. Volker Schütte von der Polizeipressestelle hatte am Dienstagmorgen noch die Anfrage eines Reporters der Washington Post zu beantworten. „Das hatten wir zuletzt nach dem 11. September 2001, als klar war, dass einer der Terrorpiloten in Bochum studiert hatte.“ Mehrere Fernsehsender berichteten Dienstag live von der Pressekonferenz zu den beiden Sexualdelikten und der Festnahme eines 31-jährigen irakischen Asylbewerbers. Zuletzt hatte der Mann in der Unterkunft Auf der Heide in Altenbochum gelebt. Bei der ersten Tat war er noch am ehemaligen Priesterseminar, wenige Hundert Meter vom Tatort Auf dem Kalwes entfernt, untergebracht.

Opfer gedrosselt

Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann erläuterte, warum schon direkt nach der ersten Tat am frühen Abend des 6. August eine Mordkommission eingesetzt worden war. Der Täter war mit großer Gewalt gegen sein Opfer vorgegangen. Nach Informationen der WAZ soll er die 21-jährige Frau mit einem Würgewerkzeug, möglicherweise einem Seil, heftig am Hals gedrosselt haben. Nur 15 Meter von der Straße Auf dem Kalwes entfernt im sogenannten Königsbüscher Wäldchen zerrte er die 21-jährige Frau ins Gebüsch, versuchte sie dort zu vergewaltigen. Zwar stellte die Polizei DNA-Spuren am Tatort fest, doch erbrachte der Abgleich mit dem Zentralregister keinen Erfolg. Der Mann war zuvor in Deutschland noch nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten

Dann kam der 16. November. Es dämmerte schon, als der Mann gegen 16.45 Uhr, sein 27-jähriges Opfer in einem Wald unweit der Laerholzstraße angriff. „Das Opfer durchlitt Todesängste“, so der Leiter der Mordkommission Roland Wefelscheidt. Es kam zur Vergewaltigung. Nach dem Abgleich der DNA-Spuren war schnell klar, dass beide Taten von demselben Mann verübt worden waren. Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann lobte die Arbeit der Polizei und betonte, dass der Reihen-DNA-Test – hätte es die Festnahme jetzt nicht gegeben – in der nächsten Woche gestartet wäre.

Fall sorgte auch in China für Aufsehen

Vor allem die Vergewaltigung der 27-jährigen Studentin hatte auch in China großes Aufsehen erregt, nachdem sich die junge Frau in einem chinesischen Internet-Blog zu der Vergewaltigung geäußert hatte. Das Generalkonsulat der Volksrepublik in Düsseldorf warnte sogar seine Staatsbürger, mahnte zur Vorsicht. Aus diesem eher allgemein gehaltenen Hinweis machten einige Medien gar eine spezielle Warnung vor dem Besuch der Stadt Bochum.

Kriminalhauptkommissar Roland Wefelscheidt nahm noch am Tag der Festnahme Kontakt mit den Opfern auf. Ihnen gehe es körperlich einigermaßen. Doch niemand wisse heute wirklich, wie tief der Schock bei den beiden Frauen sitze.