Bochum. . Wer auf tierische Produkte verzichtet, muss auch auf dem Weihnachtsmarkt nicht hungern, wohl aber suchen.
- Auf dem Weihnachtsmarkt ist vegane Kost nach wie vor selten.
- Nichtsdestotrotz: Die Nachfrage steigt, sagen Buden-Betreiber.
- Veganer: „Das ist doch ein guter Anfang.“
Weihnachtsmarkt, das bedeutet: Geselligkeit und Glühwein, Buden und Bratwurst. Letztere darf jedenfalls nicht fehlen. Oder doch? Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan. Manche Buden reagieren bereits auf die neue Nachfrage. Ein rein veganes Angebot gibt es auf dem Markt in Bochum allerdings nur an einem einzigen Stand.
Er steht auf dem Husemannplatz, heißt „Las Vegans“ und wird von einem echten Überzeugungstäter betrieben: „Wir haben eine einfache Botschaft: Tiere sind nicht zum schlachten da“, sagt Winfried Kaiser. Und so kommt in die XXL-Grillsandwich weder Rind noch Schwein, sondern würziger Fleischersatz auf Soja-Basis. Wie Fleisch schmeckt es nicht, aber trotzdem lecker – und darum geht’s ja.
Mehr als Pommes-Ketchup
Kaiser betreibt seit 2010 den Tierschutzhof Ruhrtal in Sundern, auf Hoffesten hat er das erste Mal veganes Essen angeboten. Das kam gut an. Auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt bietet „Las Vegans“ schon zum zweiten Mal fleischlosen Alternativen, im Sommer sind sie auch auf Großveranstaltungen wie Bochum-Total unterwegs.
Daher kennen auch Margarite Kopp und ihre Freundinnen den Laden: „Auf Festivals ist das meine erste Wahl“, sagt Kopp, in der Hand eine prall gefüllte Grilltasche. Klar, auch in einer Bratwurst-Monokultur müssen Veganer nicht verhungern – Pommes mit Ketchup gibt’s ja überall. „Notfalls geht das auch“, sagt Kopp. „Aber ich versuche schon, es zu vermeiden.“ Es fühlt sich besser an, wenn man weiß: In dieser Bude gibt’s einfach gar keine tierischen Produkte.
Immer mehr menschen fragen nach veganem Essen
Um Veganern was zu bieten, muss man kein Überzeugungstäter sein – als Geschäftsmann kann man auch schlicht auf die gestiegene Nachfrage reagieren. So zum Beispiel Gastronom André Müller, der die „Stallspeiserei“ betreibt: „Ich habe auch zwei Läden im Bermuda-Dreieck – auch da fragen immer mehr Leute nach veganem Essen.“
In der „Stallspeiserei“ bietet er zusätzlich veganen Linseneintopf an. Obwohl er selbst gerne Fleisch isst, findet er: „Vegane und vegetarische Speisen sind Zukunftsprodukte.“ Dabei gehe es nicht nur ums Leid der Tiere – die enorme Fleischproduktion habe auch negative Auswirkungen aufs Klima. „Anfangs wurden Veganer belächelt – heute sind sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Nun ja, auf dem Weihnachtsmarkt noch nicht so ganz. Aber wenn die Nachfrage weiter steigt, wird sich wohl auch das noch ändern. Bis dahin tut’s ein Grillsandwich ohne Fleisch, Linseneintopf ohne Wurst oder notfalls doch die Pommes.