Bochum. Bei der Umstellung vom analogen zum digitalen Kino sind die wuchtigen Projektoren auf der Strecke geblieben. Einer rattert noch in Langendreer.

  • Seit der allgemeinen Umstellung auf die digitale Vorführtechnik gerät die alte analoge in Vergessenheit
  • Der Fotograf Stephan Sagurna hat sich auf die Suche nach Kinos gemacht, in denen noch Projektoren stehen
  • Im Kino Endstation des Bahnhofs Langendreer in Bochum hält Nina Selig die Fahne der Kino-Kultur hoch

Lang ist’s her, dass jede noch so kleine Vorstadt (nicht nur) im Ruhrgebiet ihr eigenes Kino hatte. „Allein in Langendreer gab es zehn“, sagt Nina Selig vom Kino Endstation. Damals, lange vor den Groß- und Multiplexkinos, ratterten in jedem Lichtspielhaus die wuchtigen 35-mm-Filmprojektoren, die heute wie technische Dinosaurier aussehen.

„Seit der allgemeinen Umstellung auf die digitale Vorführtechnik gerät die alte analoge mehr und mehr in Vergessenheit“, sagt Nina Selig. Umso erfreulicher für sie und alle Film-Fans: Im Foyer der Endstation im Bahnhof Langendreer hält eine Foto-Ausstellung die Erinnerung an die 35-mm-Film-Zeiten wach.

Projektor vom Baujahr 1958

Die Fotodokumentation ist bestückt mit Aufnahmen des Fotografen Stephan Sagurna vom Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen. Er hat sich im LWL-Einzugsgebiet auf die Suche nach Kinos – und Kino-Macher/innen – gemacht, die die 35-mm-Kultur noch in Ehren halten. Auch im Kino Endstation wurde er fündig, das Langendreerer Filmtheater taucht in Sagurnas Bilderschau als ein Motiv auf.

„Die Filmrollen-Zeiten sind wohl endgültig vorbei“

Filmexpertin Nina Selig besitzt selbst noch einen Vorführ-Führerschein für die wuchtigen Projektions-Maschinen, von denen eine in der Endstation überlebt hat, wenn sie auch nicht mehr zum Einsatz kommt.

„Es gibt kaum noch Filme, die damit abgespielt werden könnten“, weiß Nina Selig, „die Filmrollen-Zeiten sind wohl endgültig vorbei.“ Heute werden Filme von einer Computer-Festplatte aus gestartet und projiziert; Projektorenkinos, die regelmäßig Filme zeigen, gibt es keine mehr.

„Die Technik ist einfach fortgeschritten“, sagt Nina Selig, „wir haben unseren Projektor erst vor vier Jahren ausrangiert, aber es kommt einem gefühlt vor, als wäre das schon in den 70er Jahren erfolgt.“ Gleichwohl lässt sie das gute Stück (Baujahr 1958) immer mal wieder warmlaufen – zur Wartung, und damit er keinen „Rost“ ansetzt.

Digitale Vorführtechnik ist billiger

Die Computertechnik ist einfacher zu bedienen, man braucht nur einen Vorführer statt zwei, und sie ist günstiger. „Für eine 35-mm-Kopie zahlt der Kinobetreiber 1500 Euro an den Verleiher, für eine Festplatten-Kopie 150 Euro“, weiß Selig.

Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „35 mm Kino Kultur“ wurde am 1. Dezember mit einem 35-mm-Kurzfilmprogramm im Kinosaal eröffnet. Die Fotoausstellung ist nun bis zum 31. Januar 2017 im Kino Endstation im Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, zu sehen.

Info und Kontakt: 0234/6871620 und www.endstation-kino.de

Die Fotoausstellung von Stephan Sagurna setzt genau dort an, wo die Kinokultur ihre Bruchstelle hat: Bei der Umstellung vom analogen zum digitalen Kino. Im Fokus der Dokumentation findet sich das, was heute noch an 35-mm-Kino-Kultur in Westfalen-Lippe erhalten ist.

Private Sammler pflegen ihr Hobby

Aufschlussreich: Parallel zum digitalen Mainstream werden von einer Hand voll Enthusiasten nach wie vor Klassiker, Arthouse- und Undergroundfilme auf Zelluloid präsentiert. Auch gibt es private Sammler, die sich mit der untergegangenen Kino-Kultur, die eng mit der Materialität des Films einherging, hobbymäßig beschäftigen. Und die sich diese spezielle Steckenpferd eine Menge kosten lassen.