Bochum. . Rentner engagiert sich seit 38 Jahren im Weißen Ring. Neben seinem Beruf als Polizist übernahm er den Aufbau vieler Außenstellen
- Herbert Weber engagiert sich seit 1978 ehrenamtlich im Weißen Ring
- Schichtdienst bei der Polizei und das freiwillige Engagement haben viel abverlangt
- Der bald 70-Jährige hat zudem weitere Ehrenämter inne. Bald möchte er kürzertreten
Zahlreiche Menschen engagieren sich ehrenamtlich, und das nicht erst seit dem Ankommen vieler Geflüchteter in den letzten Monaten. Für Herbert Weber war ehrenamtliches Engagement ein zweiter Job neben dem Hauptberuf. „Wenn ich gewusst hätte, was da auf mich zukommt, hätte ich damit vielleicht niemals angefangen“, sagt der 69-Jährige.
Seit 1978 ist er Mitglied im Verein „Weisser Ring“. Die Organisation unterstützt Menschen, die Opfer von Kriminalität und Gewalt geworden sind. „Damals war der Verein erst zwei Jahre alt und noch nicht allzu bekannt. Viele Aufgaben mussten auf wenige Schultern verteilt werden“, sagt Weber.
Durch einen Kollegen ist der damalige Polizist auf den Weißen Ring aufmerksam geworden. „Ich fand es gut, Opfern sofort und unbürokratisch helfen zu können. Als Polizist wusste ich ja, dass sie nach einem Verbrechen oft ohne alles dastehen“, so Weber. Er übernahm Verantwortung und baute die Außenstellen in Bochum, Wanne-Eickel, Gelsenkirchen und Recklinghausen auf. Er verteilte Fälle an Mitarbeiter, prüfte Kosten und rief Besprechungen ein. „Wir waren keine Fachleute“, sagt er. „Damals haben wir uns alles autodidaktisch beigebracht.“
Familie kommt häufig zu kurz
An einen Fall erinnert er sich besonders gut. An Silvester wurde ein Junge, der vor Neujahr Böller gezündet hatte, von einem aufgebrachten Nachbarn mit einem Gewehr erschossen. Der Weiße Ring kümmerte sich um die Hinterbliebenen. „Nachdem wir zum dritten Mal die Familie besuchten, sagte der Vater des Jungen zu mir: ‘Ich habe mich so gefreut, dass Sie wiederkommen’. Das sind so Momente, da weiß man, wofür man das macht, dass man gebraucht wird.“
Solche Erlebnisse motivierten den heutigen Rentner, weiterzumachen. „Mit dem Schichtdienst bei der Polizei war das ein Fulltime Job. Die Familie hat darunter gelitten, meine Frau hat irgendwann zwangsläufig mitgeholfen“, sagt er.
Nach und nach gab er die Leitung der Außenstellen an andere ab, heute betreut er Fälle oder kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir Menschen wollen offensichtlich helfen. Es macht ja auch Spaß, Menschen glücklich zu sehen, ihnen eine Perspektive zu bieten.“ Doch irgendwann sei auch mal Schluss. Herbert Weber wird bald 70 Jahre alt. „Aber so schnell geht das alles nicht, ich bin immer noch abrufbereit“, sagt der aktive Mann. Denn er hat auch noch andere ehrenamtliche Ämter, beim Polizeisport und in der Gewerkschaft der Polizei. „Aber ich habe noch kein Helfersyndrom“, sagt er und lacht.
3200 Ehrenamtliche und 420 Außenstellen
Der „Weisse Ring e.V.“ unterstützt Opfer und ihre Familien mit psychologischer, rechtlicher und finanzieller Hilfe. 3200 Ehrenamtliche engagieren sich mittlerweile in den 420 Außenstellen des Opferhilfevereins. Alle Mitarbeiter, außer in der Zentrale in Mainz, arbeiten ohne Entgelt.