Bochum. Im Theater Rottstraße 5 bringt Regisseurin Therese Dörr Kleists „Kohlhaas“ als Solo-Abend heraus. Ein Schauspieler schlüpft in 20 Rollen.
- „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist zählt seit 200 Jahren zu den populärsten literarischen Stoffen
- Die Frage wird gestellt: Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen, wenn er Unrecht nicht mehr aushält?
- Mit einer Bühnenneufassung gibt Schauspielerin Therese Dörr ihr Regie-Debüt im Theater Rottstraße 5
„Michael Kohlhaas“ ist eines der berühmtesten Beispiele der Literaturgeschichte, das Werk von Heinrich von Kleist ist einfach nicht totzukriegen, beschäftigt die Gemüter seit nunmehr über 200 Jahren. Kein Wunder: Die Novelle ist sprachlich große Klasse, ihr Thema von überzeitlicher Dringlichkeit.
Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen, wenn er erlittenes Unrecht nicht mehr aushält? Im Theater Rottstraße kommt „Kohlhaas“ nun in einer Neufassung heraus. Regie führt Therese Dörr, Solo-Akteur ist Marco Massafra.
Kleine Bühne erfordert sparsame Mittel
Beide sind dem Bochumer Publikum als langjährige Ensemblemitglieder am Schauspielhaus bestens bekannt. In der Rottstraße versuchen sie sich nun auf einer viel kleineren Bühne mit viel sparsameren Mitteln. Bekanntlich ist die reduzierte Rauheit des Off-Theaters genau die Herausforderung für jede Produktion. Therese Dörr löst sie, in dem sie aus dem ausladenden Kleist-Text ihre ganz eigenes Bühnen-Tonikum destilliert.
Pferde-Pfändung löst eine Kettenreaktion aus
„Ich habe die Novelle sehr zusammengestrichen“, sagt Dörr, „aber versucht, alle wesentlichen Momente einzufangen.“ Bekanntlich beginnt alles mit der Pfändung zweier Pferde des Händlers Michael Kohlhaas; sie löst eine Kettenreaktion aus, die buchstäblich mit Totschlag, Brand, Mord und schließlich Schafott endet. „Was geschieht, wenn die Obrigkeit Unrechtes tut? Wenn der Staat nicht um gerechte Schlichtung bemüht ist? Und wann wird Widerstand zum Schaden für andere?. – Das sind Fragen, die mich interessiert haben“, sagt Dörr.
Ein Schauspieler übernimmt 20 Rollen
Dafür hat sie den Stoff so zurechtgerückt, dass Massafra die Geschichte des betrogenen Rächers solo aus einer heutigen Perspektive erzählen kann. „Marco spielt etwas 20 Rollen, geht aber dabei immer von der Hauptfigur des Kohlhaas’ aus“, erläutert Therese Dörr, deren Kleist-Aneignung ihre erste Regie fürs Theater Rottstraße ist.
Michael Kohlhaas erscheint als einsamer Mensch
Ihr Kohlhaas erscheint als einsamer Mensch, ohne viel Aufmerksamkeit, der, auf einem Teppich sitzend, von sich und seinen Erlebnisse, Erfahrungen und blutigen Schlussfolgerungen in der 3. Person erzählt. Der Abend kommt ohne viel Bühnenbrimborium daher; dass er dennoch höchst intensiv ausfallen wird, dürfte bei der schauspielerischen Klasse von Marco Massafra schon mal feststehen.
>> Karten an der Abendkasse
Premiere Freitag (2.12.) um 19.30 Uhr im Theater Rottstraße 5. Restkarten an der Abendkasse.