Ein Hausbesitzer droht der Stadt mit Strafanzeige, falls sie einen Baum nicht absägt: Er klagt über Verstopfung durch Laub und Verdunkelung durch die Krone. Jetzt fürchtet er Herbststürme und einen Baumsturz auf sein Haus.
Alte Bäume sind wunderbar, findet Wolf von Essen. Wenn, so schränkt er gleichzeitig ein, sie den menschlichen Alltag nicht beeinträchtigen, oder, wenn von ihnen sogar Gefahr ausgehen kann. Und dies ist nach Ansicht des Bochumer Rechtsanwaltes vor seinem Wohnhaus an der Gilsingstraße 40 der Fall.
Dass die hoch gewachsenen Schattenspender gerade in dieser Jahreszeit soviel Laub abwerfen, "dass man es kaum schafft, es zu beseitigen", ist ihm ebenso ein Dorn im Auge, wie die Tatsache, dass "durch den starken Laubfall permanent die Dachrinnen, Regenfallrohre und Grundleitungen verstopft sind" und dass aufgrund der Verdunkelung durch die mächtigen Kronen auch in der hellen Jahreszeit in den Wohnungen permant das Licht eingeschaltet werden müsse.
Was von Essen aber besonders ärgert ist, dass seine Eingaben bei der Stadtverwaltung mit dem Hinweis, die Bäume müssten gefällt werden, bislang überhaupt noch nicht in der Sache beantwortet wurden. Das erste Schreiben dieser Art datiert vom 29. Juni dieses Jahres.
"Mir ist vom Ordnungsamt der Stadt mitgeteilt worden, mein Schreiben sei an das Umwelt- und Grünflächenamt sowiean an das Tiefbauamt weiter geleitet worden. Da ich weder vom Umwelt- und Grünflächenamt noch vom Tiefbauamt etwas hörte, habe ich mich mit Schreiben vom 3. September direkt an das Grünflächenamt gewandt." Auch auf dieses Schreiben habe er bis heute noch keine Antwort bekommen.
Von Essen: "Es ist offensichtlich, dass unsere Stadtverwaltung sich um dieses Problem nicht genügend kümmert. In meinem letzten Schreiben an die Stadt Bochum habe ich angedroht, ich würde Strafanzeige erstatten, falls an meinem Haus durch einen umstürzenden Baum ein Schaden entsteht, oder ein Mensch bei einem der zu erwartenden schweren Herbststürme durch einen umstürzenden Baum leiblichen Schaden erleidet."
Er sei fest entschlossen, diese Androhung auch wahr zu machen.
Trotz dieser Androhung steht für die Stadtverwaltung fest, dass sie den Baum nicht beseitigen lassen wird. Gerd Zielinsky, Leiter des Umwelt- und Gründflächenamtes: "Wir haben den Baum besichtigt. Es handelt sich dabei um eine kerngesunde Platane, die nicht gefällt wird."
Um den Bewohnern des Hauses Gilsingstraße 40 entgegen zu kommen, werde man in den Herbst- beziehungsweise Wintermonaten wohl einen "vorsichtigen Baumschnitt machen".
Im übrigen verweist Gerd Zielinsky auf den Paragrafen 32 des Straßen- und Wegegesetzes. Danach müssten die Anwohner solche Dinge dulden, wie sie von Wolf von Essen bemängelt werden.