... dann wird schnell der Ruf nach der Kettensäge laut. Beim Thema Baumfällen gehen die Meinungen weit auseinander. "Einwirkungen der Natur hinnehmen"
Im Sommer sind sie bei vielen Menschen als Schatten- und natürliche Sauerstoffspender willkommen. Im Herbst dagegen sorgen die Bäume, wenn sie ihr Blattwerk verlieren, ein paar Wochen für Arbeit und zuweilen für Ärger. Schnell wird da der Ruf laut, die Motorsäge anzusetzen. Die Meinungen hierzu gehen aber weit auseinander.
Iris Freitag, die an der Hauptflözstraße 52 wohnt, beklagt sich bereits seit Jahren darüber, dass dicke Äste über ihrem Vorgarten und über dem Dach ihres Hauses hängen: "Mehr Baumfrüchte, rund vier Zentimeter große Kugeln, der Platane als Blätter befinden sich im Vorgarten sowie in der Dachrinne. Schatten sowie wenig Tageslicht muss in Kauf genommen werden, zumal bei den Häusern in der Hordeler Heide auch noch kleine Fenster vorgeschrieben sind." Schon 1991 hatte sie sich schriftlich an das Grünflächenamt der Stadt gewandt, habe aber den Eindruck, nicht ernst genommen zu werden. Stürme, bei denen sogar gesunde Bäume umstürzen, würden nicht berücksichtigt.
In der Tat stellt sich die Stadt stur, wenn es darum geht, gesunde Bäume zu fällen (die WAZ berichtete). Nicht zuletzt wurde aus diesem Grunde auch eine Baumschutzsatzung verabschiedet.
WAZ-Leser Manfred König findet es völlig korrekt, wenn Hauseigentümer die Stadt präventiv auf eine bestehende Unfallgefahr hinweist und keinesfalls selbst die Hand an die Axt legt, wie es Wolf von Essen getan hat. "Viel schlimmer jedoch ist eine vollzogene Rechtswidrigkeit, wie die Abholzung einer bereits als Ersatz angepflanzten Eberesche auf unserem Gemeinschaftsgrundstück vor den Häusern Kellermannsweg 1 und 3 ohne jegliche Genehmigung des Bochumer Grünflächenamtes", schreibt König.
"Da nun Schadensersatzansprüche und gegebenenfalls Bußgelder auf den oder die Verursacher dieser Rechtswidrigkeit zukommen, können wir für die Zukunft nur die Beachtung der Baumschutzsatzung dringend empfehlen." Der Verein "Pro grün" verweist auf die höchstrichterliche Rechtssprechung. Niemand könne verlangen, dass ein Baum gefällt wird, weil dessen Blätter im Herbst in der Gegend umherfliegen. Das gelte auch für Nadeln oder Zapfen und für Früchte wie Bucheckern oder Eicheln. Derartige Einwirkungen der Natur müsse man hinnehmen.
Zum aktuellen Thema schreibt der Verein: "Bäume filtern die Luft und dämpfen Lärm. Sie verbessern das Kleinklima: An heißen Tagen kann die Temperatur in gut durchgrünten Wohnvierteln um bis zu fünf Grad niedriger sein, als in Gebieten ohne Bäume. Die grünen Blätter erzeugen Sauerstoff, wobei sie das umweltschädliche Treibhausgas Kohlendioxid verbrauchen." Das Blattgrün auf dem Festland sei nahezu das einzige natürliche Mittel, um die Kohlendioxidbelastung der Luft zu verringern.
"Pro grün" führt noch ein Beispiel an: "Um die Umweltschutzwirkungen einer hundertjährigen Buche zu ersetzen, müssten 1500 junge Gehölze auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern neu gepflanzt werden." Das sei im Ballungsraum wegen Platzmangels gar nicht möglich.