Der wegen versuchten Mordes an seiner Ex-Ehefrau angeklagte Telekom-Mitarbeiter schweigt weiter. Schreiben voller Hass

Der wahre Hintergrund der wilden Schießerei vom 8. August 2003 vor einem Supermarkt in Altenbochum ist weiter ungeklärt. Der mutmaßliche Täter (52), ein kräftig gebauter Telekom-Mitarbeiter, steht seit Dezember 2006 vor dem Schwurgericht und sagt kein Wort zur Anklage. Sie lautet auf versuchten Mord wegen nicht verwundener Ehetrennung. Die 15 Revolverschüsse am hellen Tag hätten seiner von ihm getrennt lebenden Frau (52) gegolten. Getroffen wurde sie dann aber nicht. Sie konnte sich in den Supermarkt retten, wo ebenfalls Geschosse einschlugen.

Die Verteidigung sagt indes, dass der Angeklagte Sportschütze sei. Da würde er nicht 15-mal danebenschießen, wenn er es nicht extra so wolle. "Es sollte nur einer tief in seiner Seele getroffen werden", soll der Angeklagte einmal geäußert haben, als er nach der Schießerei fast drei Jahre mit seinem Wohnmobil untergetaucht war. Erst im Juni 2006 wurde er in Bochum gefasst.

Seit 13 Prozesstagen ist das Gericht dabei, den Fall zu klären. Sechs Wochen musste der Prozess jetzt aber pausieren, weil eine Richterin krank war. Gestern ging es weiter. Das Gericht las aus einem rund 30-seitigen Manuskript vor, das im Wohnmobil des Angeklagten lag. Darin spricht der Verfasser zwar stets nur von "der Schütze", doch dürfte es wohl der Angeklagte selbst sein.

Dieses Schreiben steckt voller Hass. Hass auf die damalige Ehefrau, die Justiz, die Polizei (speziell Toto & Harry), die Politik, die Medien. Alles wird exzessiv beleidigt und verächtlich gemacht, alles als Teil einer Verschwörung gegen ihn gegeißelt. Es ist ein zutiefst verbittertes Räsonieren. Die Gedanken sind teils so absurd, dass mitunter selbst einige Personen auf der Richterbank erkennbar Mühe aufbieten müssen, um die von Amts wegen gebotene Contenance zu wahren und nicht loszulachen.

Im Juni vernimmt das Gericht noch einmal die Ex-Ehefrau des Angeklagten. Beide haben zwei gemeinsame Kinder. In einer ersten Vernehmung hatte die Frau über den Mann gesagt. "Es gab nur ein Gesetz - das seine." - Weitere Termine bis 21. August. B.Ki.