In der Igel-Auffangstation Robert-Koch-Straße leben seit einer Woche zwei neugeborene Igelchen mit ihrer Mutter. Almuth Riedel und Almut Henkel kümmern sich um die Familie
Die siebenjährige Pia Bollenbach aus Essen-Kray staunte am Dienstag vor einer Woche nicht schlecht, als ihr Vater mit einer Igeldame auf dem Arm nach Hause kam. Das stachelige Tier war in einen Lichtschacht gefallen. Im Internet wurde die Familie auf die Igelberatung des Arbeitskreises Umweltschutz in Bochum aufmerksam. Ein Anruf genügte und Almut Henkel war sofort zur Stelle, um die "Igelin" in die Bochumer Auffangstation zu bringen.
Als die eheamlige Lehrerin dann wenig später in Essen-Kray eintraf, war sie es, die überrascht wurde. Das Igelweibchen hatte in der Zwischenzeit geworfen. Zwei winzig kleine Igeljunge, rosafarben und noch mit angelegten Stacheln, hatten kurz vorher das Licht der Welt erblickt. Ein Junges ist allerdings bei der Geburt gestorben.
Warm verstaut in einem Karton brachte Almut Henkel die Igelfamilie zu ihrer Freundin und Kollegin Almuth Riedel in die Robert-Koch-Straße nach Hustadt. "Ich wusste, dass sie es schaffen würde, die Babys durchzubringen, wenn sie von ihrer Mutter nicht angenommen worden wären", erzählt Almut Henkel. Glücklicherweise begann die Mutter schnell, ihren Nachwuchs zu säugen, die kleinen Igel wurden nicht verstoßen. Nun haben sie gemeinsam im Haus von Almuth Riedel einen warmen Platz gefunden, an dem sie bleiben können, bis es Zeit wird, das Dreiergespann wieder in die Freiheit zu entlassen. "Noch halten wir sie wegen der Witterung drinnen, damit die Mutter beim Nest bleibt", sagt Almuth Riedel.
Erst, wenn die Kinder schwer genug sind (ca. 300 Gramm) werden sie wieder ausgesetzt. "Das dauert noch rund vier Wochen. Dann wird die Igelmutter auch nicht mehr säugen und die Igelkinder können sich allein ernähren", so die Igelernährerin Riedel. Möglicherweise wird sich die Familie dann trennen, jedes Tier wird seinen eigenen Weg gehen. Dass die Drei ein gemeinsames Nest beziehen, glaubt Riedel indes nicht. Es wäre ganz einfach Igel-untypisch.
Seit zwei Jahren kümmern sich die Tierfreundinnen um kranke Igel. Immer wieder erhalten sie Anrufe von Menschen, die ein angeschlagenes Tier finden. Gesunde Igel nehmen die Beiden indes nicht an. "Igel sind Wildtiere, sie müssen auch draußen in der Natur leben", erklärt Almuth Riedel. Sobald die Tiere gesund sind, werden sie wieder ausgesetzt. Im letzten Jahr fanden 38 Igel in der Robert-Koch-Straße eine vorübergehende Herberge.
Die Winteschläfer sind in der Freiheit durch den Verkehr großen Gefahren ausgesetzt. Bis zu fünf Millionen Igel werden jährlich überfahren. Vor allem die Jungtiere, die eine neue Heimat suchen, sind betroffen. Bleibt zu hoffen, dass den beiden Igeln dieses Unglück erspart bleiben wird.