Das Marathon-Strafverfahren gegen zwei Ex-Vorstände der "Phenomedia AG" ist weiterhin ungeklärt. Aber auch einige andere Prozesse dauern sehr lange - und kosten viel Geld. Das Landgericht erklärt dies mit der Überlastung der Justiz

Am Landgericht hat es gestern einen Jahrestag gegeben. Aber keinen zum feiern. Es war nur der Tag, an dem sich der Prozess gegen zwei Ex-Vorstände (36, 38) des Wattenscheider Computerspiele-Entwicklers Phenomedia ("Moorhuhn") wegen mutmaßlicher Börsentricksereien und millionenschwerer Bilanzfälschungen zum dritten Mal jährt.

Am 2. November 2004 hatte der Prozess begonnen. Es gab sofort ein vollmundiges Geständnis, wenn auch kein vollständiges im Sinne der Anklage. Einer sagte, dass es am Neuen Markt "wie Monopoly" gewesen sei: "Es musste alles toll aussehen. Ob es realistisch war, war egal." Und: "Meine Droge war die Börse. Alle waren geblendet von dem Rausch des Marktes." Es wurden zwar ein paar Monate später einige Mitangeklagten verurteilt (Bewährung), aber die beiden Hauptangeklagten sitzen bis heute auf der Anklagebank. Der Staatsanwalt hatte zwar einmal seinen Unmut darüber ausgedrückt: "Ich will jetzt Beweisaufnahme, Plädoyer, Urteil. Fertig - Aus - Ende!" Aber das war bereits im Januar '06.

Der Marathon-Fall ist am Landgericht kein Einzelfall. Seit Dezember '06 wird gegen den mutmaßlichen Pistolenschützen (53) von Altenbochum wegen Mordversuchs verhandelt. Er soll 2003 auf offener Straße 15-mal auf seine Frau geschossen haben, die ihn verlassen hatte. Das Opfer wurde nicht getroffen. Es ist bis heute unklar, was mit dem Ingenieur passiert. Eventuell wird er wegen psychischer Probleme für schuldunfähig erklärt und kommt in eine Psychiatrie. Auch der Prozess um den Stadtpark-Mord von 1975 läuft seit fast 15 Monaten. Ebenfalls seit sehr vielen Monaten finden ein Missbrauchs- und ein Betrugsprozess statt.

Das Gericht erklärt das mit Überlastung der Justiz. Ständig kommen neue Anklagen, die parallel verhandelt werden. Und wenn ein Angeklagter in Haft sitzt, hat sein Fall Vorrang und verzögert die Prozesse ohne Haft. Außerdem sind viele Fälle schwierig aufzuklären. Mitunter kommt es auch vor, dass ein Richter, der bei der Prozessführung besonders gründlich sein will, ins Langatmige verfällt.

Lange Prozesse sind quälend und teuer. Besserung bei der Terminnot ist nicht in Sicht. Zusätzliches Personal "ist zurzeit nicht zu erwarten", sagte ein Gerichtssprecher.