Angebot richtet sich an bestimmte Gruppe unter den Drogenabhängigen

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Mit Kopfschütteln reagiert die Krisenhilfe auf die Ankündigung der Rheinischen Kliniken Essen und der LWL-Klinik Dortmund, dass diese beiden Krankenhäuser "erstmals in Nordrhein-Westfalen" einen ausschließlich ambulanten Drogenentzug anbieten. "Wir haben bereits 2005 das sogenannte 'Bochumer Schema' entwickelt, das wir seitdem für den Kurzzeitentzug einsetzen", so der Facharzt Dr. Heinrich Elsner, der in der Methadonambulanz der Krisenhilfe arbeitet.

Mittlerweile wurde seitdem in Bochum bei rund 40 Abhängigen ein solcher 5-Tage-Kurzzeit-Entzug mit Unterstützung des Wirkstoffes Buprenorphin (ein Schmerzmittel) durchgeführt. "Wir sind die ersten gewesen, die das im Ruhrgebiet angeboten haben", so Elsner. Als fachliche Leiterin der Krisenhilfe unterstreicht Silvia Wilske die Bedeutung des Kurzzeit-Entzuges für die Arbeit der Drogenberatung: "Dies ist eine gute Alternative zur stationären Entgiftung. Es ist gut, dass wir ein solches Angebot in Bochum haben."

Besonders Menschen, die noch nicht so lange abhängig sind, können davon profitieren. Als sich erstmals 2004 ein Mann in der Ambulanz an der Viktoriastraße einfand, der mit seiner Freundin in ein Ferienland fahren wollte, wo es keine Möglichkeit der Substitutionsbehandlung gab, registrierten die Verantwortlichen der Krisenhilfe, dass es dafür damals in Bochum keine therapeutischen Möglichkeiten gab.

Wilske weiß aus ihrer langjährigen Berufserfahrung, dass etliche Menschen über ein mehrmaliges Ausprobieren in eine Abhängigkeit geraten können. Gleichzeitig bestehen die sozialen Bindungen weiter. Der Betreffende arbeitet womöglich völlig unauffällig in seinem Beruf oder hat eine Familie, die oft sogar von seiner Sucht noch gar nichts ahnt.

"Genau an diese Personengruppe richtet sich unser Angebot," erläutert Wilske. Denn der stationäre Aufenthalt in einer Klinik sei häufig gar nicht möglich, ohne dass Familie oder Arbeitgeber etwas davon erfahren.

Die Krisenhilfe setzt dabei auf den Schmerz-Wirkstoff und nicht auf die Ersatzstoffe Methadon oder Polamidon, um die Gefahr für den Abhängigen beim Entzug zu minimieren. "Wenn etwa in der Entzugs-Phase Heroin konsumiert wird, besteht in der Regel keine Gefahr für den Patienten", so Dr. Elsner. Zwar erhebt der Mediziner wegen der noch zu geringen Fallzahl keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, doch es sei vielversprechend, dass rund ein Drittel der bisherigen Teilnehmer eine Woche nach dem Kurzzeit-Entzug noch drogenfrei lebten. "Da sind die Abbrecherquoten bei stationären Aufenthalten mitunter wesentlich höher", weiß er.