Zwei Bochumer gaben Dealen mit 125 Kilo zu. Angeblich flatterten 18 000 E über Autobahn

"Wir hatten ein grobes Ziel", gestand gestern ein mutmaßlicher Großdealer (28) vor dem Landgericht: "Jeder 100 000 E - und das sollte dann auch reichen." Wenn man so viel verdient hätte, hätten er und sein Mitangeklagter (26) mit dem Dealen Schluss machen wollen. Doch aus dem erhofften Startkapital für ein bürgerliches Leben wurde nichts. Im vorigen Dezember ging es ab ins Gefängnis.

Gestern zum Prozessauftakt gaben die beiden Bochumer zu, von Juli bis Dezember 2006 insgesamt ca. 125 Kilo Marihuana und Amphetamine aus Holland eingeführt und vor allem in Langendreer verkauft zu haben. In insgesamt 18 Fällen. Es drohen viele Jahre Haft.

Ihrem Geständnis zufolge waren die beiden nicht schlecht ausgestattet. Sie hatten sich extra einen Porsche-Boxter zugelegt, wie es vor der 1. Strafkammer hieß. Mit dem ließ sich der 26-Jährige, weil er keinen Führerschein hatte, angeblich von einem Kumpel über die Grenze bei Venlo fahren. Dort soll er ausgespäht haben, ob Zollbeamte kontrollierten. Der 28-Jährige soll auf der anderen Grenzseite gewartet haben. Als Kurier auf einem Motorrad. Wenn die Luft rein war, soll der Porsche-Beifahrer dem Kurier per SMS grünes Licht gegeben haben. Viele Male soll dieser Rauschgift-Import - sehr zur Freude der Abnehmer in Langendreer - reibungslos geklappt haben. Der 26-Jährige sagte, er habe gute Kontakte zu einem Lieferanten in Venlo gehabt, einem anderen Großdealer.

Der 28-Jährige ist gelernter Versicherungskaufmann. Er wirkt intelligent und spricht sehr kultiviertes Deutsch. Vor der Tatzeit hatte er nie etwas mit Dealerei zu tun gehabt. Dann aber soll er eine Dealer-Karriere von Null auf Hundert gestartet haben: Bis zu 13 Kilo je Transport soll er auf seinen Motorrädern (Suzuki und Kawa - ohne Straßenzulassung) transportiert haben. Doch dann soll ihn das Glück verlassen haben. Einmal platzte ihm, wie er sagte, auf der Autobahn der Rucksack. Mit 18 000 E für den Einkauf. Es regnete Geld. Ein Autofahrer habe ihn aufmerksam gemacht: "Ich glaube, Sie haben Ihr Portmonee verloren!" Als er gewendet habe, hätten sich schon mehrere Autofahrer bedient. Der Angeklagte: "Ich konnte glücklicherweise 8000 bis 9000 E wieder einsammeln."

Das nächste Unglück aus seiner Sicht war angeblich der Verrat eines Mitwissers. Durch ihn soll die Kripo die Angeklagten erwischt haben. Der 26-Jährige war erst noch einige Tage untergetaucht. Sein Anwalt sagte vor Gericht aber: "Ich habe ihn dann bei Dr. Kuhnert abgegeben." So heißt der Oberstaatsanwalt.

Ein Urteil folgt ihn Kürze.