Bergmanns-Kameradschaftsverein gedachte der Schlagwetterexplosion auf der Zeche Lothringen. Günter Möller sorgt für Gesprächsstoff
Hiltrop/Gerthe. Gedichte und Erinnerungen gegen das Vergessen: Der Bergmanns-Kameradschafts-Verein (BKV) "Glückauf Gerthe" 1891 hatte kürzlich zur Gedenkfeier in den Hiltroper Volkspark geladen. Grund war der 95. Jahrestag der Schlagwetterexplosion auf der Zeche Lothringen.
350 Meter über dem Ort des Unglücks wuchert heute das Gestrüpp. Knapp 40 Besucher kamen zur Gedenkfeier an der Erinnerungstafel im Volkspark gekommen, unter ihnen viele in Knappen-Uniform und mit Grubenlampe. Dabei waren zudem Mitglieder der Bezirksvertretung sowie Pfarrer Ulrich Kosch und Pastor Jörg Sonneborn für die Gemeinden im Stadtteil. "Wir zollen allen im Bergbau getöteten Kumpeln unseren Respekt", eröffnete Werner Nettler, Vorsitzender des BKV, die Feier.
Die Gedanken der Anwesenden richteten sich in erster Linie jedoch auf die 118 Bergleute, die am 8. August 1912 in der vierten westlichen Abteilung der Zeche Lothringen ihr Leben ließen. "163 fuhren in den Schacht ein, nur 45 kehrten zurück", zitierte Vereinsmitglied Wolfgang Kulla aus dem "Märkischen Sprecher". (Traurige) Berühmtheit erlangte das Unglück nicht nur wegen der hohen Opferzahl, sondern auch wegen des Kondolenzbesuchs von Kaiser Wilhelm II. Der kam am Tag nach der Katastrophe nach Gerthe, auf Stippvisite von seinem Besuch bei Krupp in Essen.
Bei der Gedenkfeier erinnerte Schriftführer Jürgen Niedringhausen mit zwei Gedichten von Heinrich Kämpchen an die Gefahren und die Ungewissheit, die damals die Arbeit unter Tage mit sich brachte. Im Anschluss ließ Günter Möller vom Förderverein bergbauhistorischer Stätten einige Anwesende aufmerken: In seinem Rückblick stritt er eine alleinige Schuld des Steigers ab. Dieser hatte den Befehl zur Sprengung gegeben, die Gase im Stollen zur Explosion brachte: "Der Betriebsleiter war 20 Minuten vorher vor Ort - er hätte keine Sprengung zulassen dürfen." Eine These, die den Anwesenden bei Mettwurst und Schmalzbrot Gesprächsstoff lieferte.
Ein paar Meter weiter, direkt an der Erinnerungstafel, erinnerte noch ein gelber Blumenkranz der Gewerkschaft an das Unglück - "in stillem Gedenken".