Das "Thealozzi" im ehemaligen Heusner-Viertel wird 25 Jahre alt. Als Proben- und Spielstätte der Subkultur hat sich das Haus inzwischen zur festen Bochumer Größe aufgeschwungen
BLICKPUNKT: 25 JAHRE THEALOZZI Wenn man vor 25 Jahren die (damals noch ziemlich düstere) Kohlenstraße in Richtung Weitmar marschierte, kam man nach kurzer Wegstrecke zum Heusner-Viertel. Ein damals berühmt-berüchtigter Name, stand er doch für den scharf geführten Kampf um den Erhalt eines kompletten alten Stadtquartiers: Jugendliche Hausbesetzer gegen die Stadt gegen die Polizei, so war die "Feuerlinie" gezogen. Genutzt hat der jahrelange Widerstand am Ende nichts, drei Jahre später rückten die Bagger an und rissen das Heusner-Viertel nieder. Heute ist dort die Stadtautobahn. "Die Verrückten werden überleben" hatten die Aktivist/innen trotzig auf die letzte Wand gesprayt, bevor auch die pulverisiert wurde.
Vor 25 Jahren schon stand am Rande des Heusnerviertels die alte Schule an der Pestalozzistraße (auch sie war besetzt), die nur deshalb vom Abriss verschont blieb, weil sie zufällig ein paar Meter neben der Planungstrasse der "Westtangente" lag. Die bereits 1976 leer gezogene Schule wurde im Herbst 1982 zum "Thealozzi", einem Künstler- und Schauspielerkollektiv aus dem Umfeld der Besetzerszene, die sich nichts sehnlicher wünschte, als ein eigenes "Zentrum". In kurzer Zeit wurde das "Thealozzi" (ein Kunstwort aus "Theater an der Pestalozzistraße") mit Engagement, Eigenwilligkeit und Kreativität zu einer festen Größe in der Bochumer Off-Szene.
Nach einem Vierteljahrhunder ist das "Thealozzi" immer noch ein bisschen so, wie die Zeiten damals waren: chaotisch und kreativ zugleich. Es herrscht immer noch eine Art Aufbruchstimmung, wenn man das alte Gemäuer betritt und es überall wuseln und kramen und werkeln sieht. Die Improvisation ist und war eine unabdingbare Voraussetzung, um das "Thealozzi" zur Heimstatt für viele Künstler, Schauspieler, Musiker zu machen, die hier Arbeits- und Proberäume fanden. Unauslöschlich mit dem Haus verbunden ist die Gruppe "Stahlhausen Enterprises" und mit ihr wiederum die Namen von Gudrun Gerlach und Axel Walter, zwei Aktive aus den "alten Zeiten", die immer noch am Start sind.
Paco Gonzales, Ingo Naujoks, Willi Thomczyk und Thomas Rech sind Kinder des "Thealozzi". Sogar die Entdeckung der Jahrhunderthalle als Theaterort ist das Verdienst dieses Projekts, denn es war "Stahlhausen Enterprises", das sieben Theaterproduktionen in der Jahrhunderthalle realisierte (z.B. der "Bochumer Jedermann" mit Thomas Rech), bevor die hochkulturelle Triennale zugriff und die subkulturelle Szene für immer aus dem "Paradies" im Westpark vertrieb.
Die Einrichtung des großen Theatersaals im Obergeschoss des "Thealozzi" gilt als ein Quantensprung in der Entwicklung des Hauses, das heute von den Gruppen "Narrattak", den "Hottenlotten" und eben "Stahlhausen Enterprises" zusammengehalten wird. Nicht zu vergessen Milli Häuser, die Musikerin, Schauspielerin und Organisatorin, die u.a. für die überaus erfolgreiche "Tatort-Jazz"-Reihe im gemütlich-schrägen Café Orange verantwortlich zeichnet.