Riemke ist an diesem Tag der Ort der Emotionen. Enttäuschung hat sich über den Norden gelegt, Niedergeschlagenheit, Zukunftsangst. Seit Nokia angekündigt hat, das Bochumer Handy-Werk zu schließen, mit Mann und Maus, vor allem aber Sarkasmus.

So kalt, wie der böige Wind mittlerweile über den Eingangsbereich pfeift, so kalt sind die 2300 Mitarbeiter des Mobilfunk-Konzerns erwischt worden. Man hat sie glauben lassen, ihre Arbeitsplätze seien halbwegs sicher. „Gerade im letzten Jahr haben wir doch noch so viel Stress gehabt in der Fertigung”, sagt Manuela Lukasczyk (42), „wir haben seit September samstags und sonntags gearbeitet. Und die schrieben doch nie rote Zahlen.” Jetzt seien die schwarzen Zahlen nicht schwarz genug, hat Nokia-Vorstand Neli Sundbäck kühl verkündet. „Es geht nur um noch mehr Geld, es geht nur um die Aktienwerte”, zürnt IG-Metall-Chefin Ulrike Kleinebrahm vor dem Werkstor. Bisher standen andere Werte im Vordergrund, zumindest als Lockvogel für Bewerber: Der Erfolg sei eng mit der Qualifikation und der Begeisterung des einzelnen Mitarbeiters verbunden, heißt es auf der Nokia-Webseite. „Und dem Respekt vor dem Einzelnen”, ergänzt eine vorbeieilende Mitarbeiterin. Sie lacht bitter. Die Art und Weise, wie der finnische Konzernvorstand „Fairness und offene Kommunikation” aktuell praktiziert, stößt nicht nur Betriebsrats-Chefin Gisela Achenbach bitter auf: „Es gab keinen Hinweis, keine Vorwarnung. Um 9.15 Uhr sind wir in Düsseldorf in einem Vorgespräch zur Aufsichtsrats-Sitzung informiert worden, das hat knapp fünf Minuten gedauert. Jahrelang haben die Mitarbeiter zum Wohle des Unternehmens geschuftet. Jetzt geht man so mit uns um - das haben wir nicht verdient.”